Noch ist unser Lebensgefühl sommerlich eingestellt. Gerade erst sind die Sommerferien zu Ende gegangen, spätsommerliche Feste wie etwa unsere Gemeindefeste, werden gefeiert.
Doch der Kalender spricht schon eine andere Sprache. Der 1. September ist meteorologischer Herbstanfang. Und bald wird Herbst nicht nur auf dem Kalender stehen. Der Blick in die Natur (fast täglich darf ich die wunderbare Aussicht auf der Höhe zwischen Grevel und Lanstrop genießen) zeigt uns die beginnende Verwandlung der Landschaft an und morgens und abends ist es spürbar länger dunkel.
Mir ist es wichtig, den Jahresrhythmus bewusst wahrzunehmen und meinen Körper und mein Gemüt auf diesen Wechsel der Zeit einzustellen. Mit dem Herbst verbinde ich dabei ganz eigene Bilder und Stimmungen:
Er ist eine Zeit der Früchte. Dankbar darf ich erfahren, was gewachsen und gereift ist, in der Natur wie in mir selbst. Die Früchte zu ernten bedeutet, Kräfte zu sammeln. Zum Herbstbeginn gehört für mich, noch einmal das Gesicht in die Sonne halten um die vergehende sommerliche Wärme mit der ganzen Haut auffangen. Lebensfülle ist mir geschenkt. Doch deutlicher als sonst im Jahr spüre ich auch, dass ich mit meinen Kräften haushalten muss, wo es angesagt ist, achtsam zu sein, sich zurücknehmen oder abzugeben.
In all dem steckt für mich eine Botschaft: Hochachtung und Ehrfurcht vor dem Leben zu haben, vor dem eigenen, genauso wie vor dem anderer Menschen oder vor der Schöpfung. Denn nichts von dem, was gewachsen ist, verdanke ich mir selbst, es ist mir umsonst gegeben, nicht um es nur für mich zu gebrauchen oder gar zu vergeuden, sondern um davon wiederum Leben möglich zu machen.
Leben lebt von anderem Leben. Ohne das, was ich empfangen habe, könnte ich nicht existieren, und das, was ich gebe, ermöglicht wiederum das Leben anderer. Eine Ahnung wird wach, wie das Neue Testament von Gott erzählt, der die Welt und seine Geschöpfe so sehr liebt, dass er sich durch Jesus Christus dieser Welt schenkt, damit wir dadurch zum Leben finden (Joh 3,16), und dass es keine größere Liebe gibt, als wenn einer sein Leben hingibt für seine Freunde (Joh 15,13).
Es ist ein Lebenstausch. Ich empfange in Fülle und darf davon geben. So entsteht Gemeinschaft – zwischen mir und anderen, mit der ganzen Schöpfung. Keine Zeit im Jahr erzählt davon so deutlich wie der beginnende Herbst.
Allen wünsche ich eine gesegnete Zeit,