In diesem Jahr feiert die Christenheit ein großes Jubiläum: vor 1700 Jahren fand das erste ökumenische Konzil in Nizäa statt. Es ist das erste von einer langen Reihe von Konzilien, also großer Treffen von Bischöfen und Theologen, zur Klärung wichtiger Fragen und Probleme. Dieses erste Konzil ist maßgebend für die weitere Entwicklung des Christentums.

Die Christen hatten sich erholt von der letzten großen Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian. Sein Nachfolger Konstantin legalisiert das Christentum und bereitet die Erhebung zur Staatsreligion vor, lässt sich selbst aber erst auf dem Sterbebett taufen. Unter Vorsitz dieses Kaisers Konstantin wird nun im Mai 325 in Nizäa, südlich von Istanbul in der Türkei, das Konzil eröffnet. Es atmet, so könnte man sagen, Freiheit und Aufbruch.

Eine erste strittige Frage war die Festlegung des Ostertermins – eine Frage der Glaubwürdigkeit des Christentums: Wenn sie sich schon beim Datum ihres wichtigsten Festes nicht einig sind, was sollte man dann von diesen Christen halten? Auf dem Gebiet der heutigen Türkei feierte man Ostern an dem Datum, an dem die Juden ihr Passahfest feierten. Und man beriefen sich dabei auf das Johannesevangelium. Alle anderen Christen feierten Ostern am ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond. Das Konzil entschied nun, dass die ganze Christenheit dieses Datum zu übernehmen habe. Wir im Westen tun das bis heute. Die Ostkirche feiert Ostern seit dem 16. Jh. an einem anderen Datum, da sie am julianischen Kalender festhält. Im Jahr 2025 tritt der seltene und schöne Fall ein, dass West und Ost am selben Datum Ostern feiern. Dies wieder einheitlich zu regeln, wäre ein großes Zeichen der Ökumene!

Seine große Bedeutung bekommt das Konzil von Nizäa aber durch seine Beschäftigung mit der Person Jesu Christi. Es lehrt, der Sohn sei „aus dem Wesen des Vaters“, „wahrer Gott vom wahren Gott“, „gezeugt, nicht geschaffen.“ Diese Formulierungen mögen uns fremd sein, aber sie verteidigen die Gottheit Jesu. Der Sohn ist dem Vater nicht untergeordnet, beide sind gleichermaßen Gott. Jesus ist auch nicht nur einfach Mensch, ein sittliches Vorbild, ein Lehrer der Humanität, sondern in seiner Person begegnen wir Gott – bis heute!

Laut einer Studie der deutschen Bischöfe glauben nur noch 32% der Katholiken an die Gottessohnschaft Jesu. Die Forderung des Papstes nach dem Vorrang der (Neu-)Evangelisierung wird vor diesem Hintergrund verständlich. Der in Wien lehrende Theologe Jan-Heiner Tück meint, die Kirche komme hinter das Konzil von Nizäa nicht zurück, sie müsse es aber neu erschließen. Und dann schreibt er: „Kirche ist Erinnerungs- und Interpretationsgemeinschaft, die das rettende Ereignis (der Menschwerdung Gottes) heute zu bezeugen hat. Ein Christentum ohne Christus, das im chamäleonhaften Anschluss an die Trends der Zeit sein Heil sucht, führt nicht weiter. Ohne Rückbesinnung auf Gott und seinen Christus gibt es keine Erneuerung der Kirche.“