In diesem Jahr fällt der Allerseelentag auf einen Sonntag, eine gute Gelegenheit, den Eigencharakter dieses Festes einmal bewusster in den Blick zu nehmen:

Allerseelen, das ist für uns zunächst: Wir erinnern uns der Toten. Wir spüren, wie wir sie vermissen; wir erzählen uns Geschichten über sie; wir sind dankbar, dass wir sie gehabt haben. Doch ist das mehr, als an Vergangenes zu denken?

Allerseelen konfrontiert uns auch mit einem ungewohnten Gedanken: Wenn ein Mensch für immer in das Schweigen versinkt, dann wird er „ganz Ohr“ für den EINEN und EINZIGEN, der zu ihm spricht. Im Tod teilt sich Gott dem Menschen ganz mit, weil der Mensch nun ganz ungeteilt bei IHM ist. In Gott gibt es nur eine Zeit, nur GEGENWART – und diese Gegenwart umfasst alle, die Lebenden und die Toten.

Alltäglich konkret wird das durch das Gebet füreinander. „Für Lebende und Tote beten“ ist eines der Geistlichen Werke der Barmherzigkeit. Gott ist gegenwärtig – in der betenden Solidarität mit anderen. Wir leben und glauben nicht allein, und das geht über die Grenzen des Todes hinaus. Die „Gemeinschaft der Heiligen“, von der im Glaubensbekenntnis die Rede ist, umfasst die Lebenden und die Verstorbenen.

Besonders dicht wird dies in jeder Heiligen Messe erfahrbar. Wir feiern sie eben nicht nur „für“ unsere Verstorbenen, immer feiern wir die Eucharistie auch „mit“ ihnen – vielleicht in diesem Jahr besonders bewusst am kommenden Allerseelen-Sonntag.

Eine gesegnete Zeit wünscht Ihnen/Euch

Georg Birwer