Kurz nach Erscheinen dieser Pfarrnachrichten, am 11. Juli, feiern wir den Gedenktag des hl. Benedikt von Nursia, eines Heiligen des 6. Jahrhunderts. Er ist bis heute ein wichtiger geistlicher Lehrer für viele. Auch mir liegt er sehr am Herzen. Ich möchte Ihnen mit Gedanken dieses Heiligen einen Impuls mit in die Urlaubs- und Ferienzeit geben – in dieser warmen Zeit eine Erfrischung für unser geistliches Christenleben, sozusagen…

In seiner berühmten Ordensregel nennt Benedikt das Kloster eine „Schule des Herrendienstes“. Was gilt es in dieser „Schule“, zu der im Grunde wir alle berufen sind, zu lernen? – Benedikts Antwort: Lieben und Loben! Alles andere, was wir im Leben lernen, können wir für die Ewigkeit nicht gebrauchen. Lieben lernen und Loben lernen, das ist alles, was wir auf Erden einüben müssen!

Das rechte Lernen im geistlichen Leben des Menschen ist aber für Benedikt gebunden an zwei Grundbedingungen, die in der Regel Benedikts sehr wichtig sind: die Geduld und die Ehrfurcht – Ehrfurcht vor den Dingen, vor Gott, vor den Menschen.

Die Ehrfurcht vor den Dingen kommt für Benedikt darin zum Ausdruck, daß ich alles, was ich besitze, behandle „wie kostbares Altargerät“. Dem Menschen soll immer klar sein: alles, was ich besitze oder benutze, ist von seinem Ursprung her eine Gabe Gottes und deswegen mit Ehrfurcht zu behandeln. Alles, was wir haben, ist uns von Gott zum Gebrauch anvertraut, allem haftet der Glanz Gottes an!

Die Ehrfurcht vor Gott, auf die Benedikt oft zu sprechen kommt, ist für ihn nie nur etwas rein Innerliches. Was man im Innern fühlt, das muss körperlich, leibhaftig zum Ausdruck kommen: im Sich-Erheben, Sich-Verneigen und im Schweigen. Die alles erfüllende Stille ist der tiefste Ausdruck für Gottes Gegenwart, die alles durchdringt. Gott ist lebendige Realität, der man im Schweigen Ehrfurcht erweist.

Die Ehrfurcht vor den Menschen ist wahrscheinlich das Schwerste. Sie äußert sich nach Benedikt darin, dass wir charakterliche Schwächen der Mitmenschen mit Geduld ertragen; dass wir nicht immer auf unser Wohl, sondern auf das Wohl der anderen achten; dass wir miteinander darin wetteifern, einander gehorsam zu sein… Der tiefste Grund für diese Ehrfurcht gegenüber unserem Mitmenschen: in jedem Menschen, der mir begegnet, ist Christus gegenwärtig!

Stefan Wallek