Predigt 13. Sonntag im Jahreskreis A 2023

„Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat. Wer einen Propheten aufnimmt, weil es ein Prophet ist, wird den Lohn eines Propheten erhalten. Wer einen Gerechten aufnimmt, weil es ein Gerechter ist, wird den Lohn eines Gerechten erhalten.“

Diese Worte Jesu, liebe Schwestern und Brüder, die unser heutiges Evangelium uns mitgibt, geben diesem Sonntag sein Thema. Man könnte diesen Sonntag als „Sonntag der Gastfreundschaft“ bezeichnen. Ich habe zu Beginn dieser Feier das Thema „Gastfreundschaft“ schon kurz angerissen. Das Evangelium des heutigen Sonntags handelt davon, Menschen gastfreundlich aufzunehmen. Jesus sagt die gerade zitierten Worte im Hinblick auf seine Jünger. Er hatte sie am Anfang des Kapitels, evtl. erinnern wir uns an das Evangelium des letzten Sonntags,  ausgesandt, das Himmelreich zu verkünden und Kranke zu heilen.

Auch die alttestamentliche Lesung kreist um das Thema Gastfreundschaft. Der Prophet Elischa wird in Schunem von einer Frau eingeladen, regelmäßig bei ihr zu essen. Und weil sie in Elischa einen Gottesmann erkannt hat, richtet sie ihm auch ein kleines Zimmer ein. Die Frau ist ungewollt kinderlos, ihr Mann, wie so oft in dieser Art biblischer Erzählung, schon betagt. Als der Prophet davon hört, verspricht er der Frau, dass sie binnen Jahresfrist Mutter wird – und so geschieht es. Wir modernen, abgeklärten Menschen des 21. Jahrhunderts mögen uns dazu so unsere eigenen Gedanken machen… Die Gastfreundschaft ist der Frau zum Segen geworden – und der Segen wird ihr im weiteren Verlauf der Geschichte wunderbar bestätigt. Wir haben heute Morgen den Fortgang der Geschichte nicht gehört: der Sohn stirbt einige Jahre später, doch der Prophet erweckt ihn zum Leben.

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Gastfreundschaft und neues Leben – diese beiden Aspekte sind noch aus einem weiteren Grund ein Thema des heutigen Sonntags. Heute, am 2. Juli, feiert die Kirche das Fest der Heimsuchung Mariens. Wir gedenken des Besuchs der schwangeren Maria bei ihrer ebenfalls schwangeren Cousine Elisabeth. Beide Frauen sind auf wunderbare Weise schwanger geworden. Elisabeth, wie die Frau in der Lesung, eigentlich zu alt zum Kinderkriegen und Maria, deren Lebensverhältnisse eigentlich noch nicht zulassen, ein Kind zu bekommen. Beide Male greift Gott durch einen Engel ein und schafft neues Leben.

„Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Denn siehe, in dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Und selig, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.“

Mit diesen Worten begrüßt Elisabeth Maria. Was ein Willkommensgruß für sie und das Kind! Das ist mehr als Gastfreundschaft! Damit konnte Maria nicht rechnen – egal, ob sie die beschwerliche Reise durchs Bergland gemacht hat, um ihre schwangere Cousine zu unterstützen, oder ob sie Unterstützung in ihrer komplizierten Situation erwartete. Egal also, ob sie Zuflucht sein wollte, oder ob sie sich suchte: der Willkommensgruß Elisabeths, fast schon ein Preisgebet, wird ihr gut getan haben.

Ganz häufig strahlen alte Darstellungen dieser Szene eine tiefe Vertrautheit und Innigkeit aus. Die beiden Frauen liegen sich in den Armen oder halten sich die Hände, streicheln sich manchmal sogar gegenseitig den Schwangerenbauch, so als ob man das neue Leben spüren und schützen wollte. Sicherlich darf man in diese Szene auch so etwas wie Zusammenhalt unter Frauen und Frauenpower hineinlesen. Aber zunächst geht es um das werdende Leben: Maria und Elisabeth gewähren neuem Leben, ihren Söhnen Jesus und Johannes, Gastfreundschaft.

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Liebe Schwestern und Brüder,

wer Ja sagt zu den Plänen Gottes, sei es die Frau in Schunem, die Mutter wird, weil sie einem Propheten Gastfreundschaft gewährt hat;

seien es die, die im Evangelium die ausgesandten Jünger aufnehmen;

seien es Maria und Elisabeth;

wer Ja sagt zu Gottes Plänen, der gewährt Gott Gastrecht in seinem Leben. Dann gilt, was Jesus einmal im Johannes-Evangelium sagt:

„Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten; mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und bei ihm Wohnung nehmen.“

Amen.