An Sonntagen entfallen die Gedenktage für Selige und Heilige. Keine Frage: Jesus steht im Zentrum unseres Glaubens. Ihm gebührt unser wöchentliches Fest! Und doch gerät auf diese Weise im Verlauf eines jeden Jahres so mancher Gedenktag „unter die Räder“. Diesen Sonntag zum Beispiel der des seligen Nikolaus Groß.

An diesen besonderen Mann erinnert auch das nach ihm benannte „Nikolaus-Groß-Haus“ in unserer Bonifatius-Gemeinde und ein Bild in der Rosette der Kirche. Warum ist dieser Mann auch heute noch denkwürdig?

Die schnelle Antwort ist vermeintlich einfach. Nikolaus Groß hat seinen Glauben an Jesus Christus mit seinem Leben bezeugt. Er hätte vermutlich selbst am wenigsten damit ein Problem, dass sein Gedenktag wegen eines Sonntags ausfällt. Auf Grund seines Glaubens wurde er durch die Nationalsozialisten ermordet. Warum er zum Märtyrer geworden ist, wird schnell deutlich, schaut man auf sein Leben: Schon früh sah er Aufklärung als wirkvollsten Schutz gegen die Radikalisierung der Gesellschaft der 1930er-Jahre. Diese Einstellung brachte er vor dem Hintergrund seiner katholischen Wertevorstellung als Chefredakteur der „Westdeutschen Arbeiterzeitung“ zur vollen Geltung. Doch wo lautstark für die Wahrheit gekämpft wird, folgt bald die Unterdrückung. 1938 wird seine Zeitung verboten. Da engagiert er sich schon seit zehn Jahren im Widerstand und tut es auch weiterhin, bis er schließlich im August 1944 festgenommen wird. Am 23. Januar 1945 wird er dann getötet.

Nikolaus Groß‘ Überzeugung war es, dass die Wahrheit die einzige Lösung für die radikalen Probleme seiner Zeit war. Auch jetzt „radikalisieren“ sich wieder Teile der Gesellschaft. Das sein Gedenktag nun „entfällt“ ist schade. Sein Leben zeigt doch, wie wichtig es ist, vor dem Hintergrund der Wahrheit für die eigenen Werte einzutreten. Gleichzeitig merken wir daran, wie schwierig es ist und bleiben wird, Radikalität zu überwinden und Menschen wieder zusammenzubringen.

Johannes Markwiok