5. Sonntag der Osterzeit A, 8. 5. 2023

Es gibt Familien, da sieht man den Kindern sofort an, aus welcher Sippe sie stammen. ‚Sie hat die Züge vom Vater‘ oder er sieht aus wie sein Bruder und hat die Charakterzüge von der Mutter. Das hat dazu geführt, dass ich vor vielen Jahren einmal meinen Vater von hinten mit meinem Patenonkel, seinem Bruder, verwechselt habe. Sie waren sich immer sehr ähnlich. Dadurch kann ich mir in etwa ein Bild machen von meinem Großvater, den ich nie kennengelernt habe, weil er sehr früh verstorben war. Ihn kenne ich nur von Fotos oder aus ein paar Erzählungen. In den jeweiligen Kindern wird etwas von den Eltern sichtbar, auch wenn sie völlig eigenständige Personen sind.

Ich finde, es ist eine gute Erklärung, wenn wir nach Gott fragen. Wer ist überhaupt Gott? Eine Frage, die die Menschen immer begleitet hat. Sie haben zu ihm Jahwe gesagt oder Allah oder die Römer und Griechen hatten viele Götter, für jeden Lebensbereich einen oder eine: Jupiter oder Zeus, Hera, Apollo oder Hermes, Aphrodite oder Amor. Die Zuständigkeiten waren klar geregelt. Die Frage nach dem Göttlichen hat sich durch alle Menschheitsepochen gezogen, das zeigen uns auch die alten Kulturen in Ägypten, in China, in Mexiko und Peru und bei den alten Germanen.

Diese Frage ist auch bei Jesu Jüngern lebendig. Sie möchten wissen, wie sie ihm nahekommen können und haben in Jesus richtigen Ansprechpartner gefunden. Er zeigt sich ihnen und in den Worten des Evangelisten Johannes geschieht das, was wir Offenbarung nennen: wer mich sieht, sieht den Vater. An ihm können wir also ablesen, wie Gott ist. Wir brauchen nicht hinter die Wolken schauen. Und wenn der sowjetische Staatschef Chrutschow den ersten Astronauten nach Gott befragt, weil Gott ja den Himmel bewohnen soll, dann kann man nur sagen, dann sucht er an der falschen Stelle. Wer Gott sucht, soll auf das Leben Jesu schauen.

Auf das Kind in der Krippe, nahe bei den Hirten.

Auf den Prediger, der die Friedfertigen und Barmherzigen wertschätzt.

Auf den Menschen, der die Kranken, die Behinderten und die Trauernden heilt und tröstet.

Auf den Menschen, der Netzt knüpft, der andere miteinander in Kontakt bringt.

Auf den Menschen, der auch vor den Abgründen seines eigenen Lebens nicht zurückschreckt und bis zum bitteren Ende konsequent bleibt.

An diesem Menschen können wir etwas vor Gott sehen. Und dieser Mensch will, dass seine Botschaft weitergeht. Und heute sind wir Trägerinnen und Träger dieser Botschaft (auch das Kind, das wir gleich taufen: Chrisam). Diese Menschen finden sich in der Gemeinschaft der Kirche wieder. Heute sprechen wir von vielen Wegen, Konfessionen. Deshalb können wir auch heute davon sprechen, dass auch in den Kirchen und Gemeinden etwas von Gott sichtbar wird, nicht in den verbrecherischen Strukturen, dies es im Laufe der Geschichte immer gab. Nicht in den vielen Fällen von nicht in autoritären Herrschaftsformen.

Aber da, wo etwas vom Leben Jesu auftaucht, weil Menschen aus seinem Geist handeln, das wird auch etwas von Gott erfahrbar, so dass wir auch sagen können: Wer euch sieht, sieht den Vater.