Hoch über dem Marktplatz einer kleinen Stadt hatte ein Seiltänzer sein Seil gespannt und machte dort oben unter den staunenden Blicken vieler Zuschauer, seine gefährliche Kunststücke. „Glaubt ihr, dass ich auf diesem Seil gehe kann?“, fragte er die Menge. „Ja, wir glauben es!“ riefen die Menschen und schauten dem lebensgefährlichen Unternehmen gespannt zu. Und so ging er in luftiger Höhe mehrmals über das gespannte Seil. Gegen Ende der Vorstellung, holte er eine Schubkarre hervor und fragte die Anwesenden: „Wer hat so viel Vertrauen in mich, um sich von mir über das Seil fahren zu lassen?“ Da wurden die Mienen der Zuschauer ängstlich. Nein, dazu hatten sie keinen Mut! Nein, keiner traute sich das!

Plötzlich meldete sich ein Junge und er rief: „Ich setze mich in die Karre!“ Der Junge kletterte hinauf, und unter dem angespannten Schweigen der Menge schob der Seiltänzer das Kind über das Seil. Als beide am anderen Ende ankamen, waren alle außer sich vor Begeisterung und klatschten begeistert Beifall. Einer aber fragte den Jungen: „Sag, hattest du keine Angst da oben?“ „Oh nein!“ lachte der Junge, „der mich über das Seil schob, ist ja mein Vater!“

(Verfasser unbekannt)

In dieser Geschichte hätte sich sonst niemand in die Schubkarre getraut, doch der Sohn vertraute seinem Vater.

Auch wir sitzen manchmal in der Schubkarre unseres Lebens, und so mancher Abgrund tut sich links und rechts von uns auf. Haben wir genug Vertrauen zu unseren Vater und Schöpfer?

Vertrauen zu haben, ist ja nicht so einfach. Wer vertrauen kann, der spürt, dass er geliebt wird, selbst wenn es nicht leicht ist, sein Schicksal zu tragen.

Der beliebte Papst Johannes XXIII sagte: „Wer glaubt, der zittert nicht.“ Ein wichtiges Wort für viele Menschen in der Corona-Zeit, die in Ängsten verfallen sind und keine Hoffnung in die Zukunft setzen können. Viele Menschen haben Existenzängste. Viele haben einen Menschen verloren.

Für den 18. April hat Bundespräsident Steinmeier eine zentrale Gedenkfeier für die Corona-Toten angekündigt. In der Öffentlichkeit werde das Sterben häufig auf die reine Fallzahl reduziert, aber hinter jeder Zahl steht ein Mensch, ein persönliches Schicksal, eine Sehnsucht und auch Ängste.

„Wer glaubt, der zittert nicht“

Deswegen sollte nicht Angst unser Leben bestimmen, sondern Vertrauen. Ein Vertrauen, das uns Mut macht. Wir dürfen sicher sein, Gott trägt auch uns in schweren Stunden. Ganz gleich, was uns passiert, ganz gleich, mit welchen Sorgen und Problemen wir uns herumzuschlagen haben: Gott ist bei uns! Das gibt uns auch in schweren Stunden Halt. Gott liebt uns, ER trägt uns.

Ich wünsche Ihnen und Euch eine Zeit voller Vertrauen auf Gott.

Gregor Orlowski