Liebe Mitchristen und Mitchristinnen im Dortmunder Nordosten,

wenn unsere neuen Gemeindenachrichten erscheinen, stehen wir kurz vor dem Fest eines bedeutenden Heiligen der Kirche. Am 20. August feiern wir den Gedenktag des heiligen Bernhard von Clair-vaux, eines Mönches auf der Schwelle vom 11. ins 12. Jahrhundert. 1153 stirbt er nach einem enorm rührigen Leben – geistig wie körperlich war Bernhard ein echter „Malocher“. 1112 tritt er mit ca. 30 Verwandten und Freunden in das Zisterzienserkloster Citeaux ein. Bereits zwei Jahre nach seinem Eintritt ins Kloster wird er ausgesandt, sein erstes Kloster zu gründen – es werden bis zu seinem Tod noch 50 weitere folgen!

Bernhard scheint weit weg und ist doch ein Heiliger unserer Zeit. Er hat getan, was gerade der Kirche des 21. Jahrhunderts aufgegeben ist: immer bricht er neu auf ins Ungewisse. Nirgendwo setzt er sich fest. Mutig zieht er in die Welt und verkündet die Liebe Gottes, baut Klöster, legt Teiche an, macht Land urbar. Ein Heiliger des Aufbruchs.

Bei der Aussendung von Mitbrüdern, die ein neues Kloster gründen sollen, spricht er ein langes Segensgebet, das so endet: „Nun wirst du neue Menschen prägen. Grab dich auch in ihre Herzen, wie in neuen Boden. Bete und glaube, suche den Herrn, wo er sich finden lässt. Und denke daran, wo immer du dich niederlässt: er ist schon dort. Der dich getragen, geprägt, geführt und befreit: er ist schon dort. Der dich in Ungeahntes, Neues führt: er ist schon dort.“

Bernhard war ein rastloser Arbeiter. Aber er wusste um die Gefahr dieser Rastlosigkeit. Auch hier ist Bernhard hochaktuell. Er wusste um die Auswirkungen von Stress und Überarbeitung, er kannte Burnout, ohne es so zu nennen. An seinen früheren Mönch, der mittlerweile Papst Eugen III. geworden war, schreibt Bernhard einen Brief, in dem es heißt: „Es ist viel klüger, du entziehst dich von Zeit zu Zeit deinen Beschäftigungen, als dass sie dich ziehen und dich an einen Punkt führen, an dem du nicht landen willst. Wenn du dein ganzes Leben ins Tätigsein verlegst und keinen Raum mehr für die Besinnung vorsiehst, soll ich dich da loben? Darin lob ich dich nicht…Wenn also alle Menschen ein Recht auf dich haben, dann sei auch du selbst ein Mensch, der ein Recht auf sich selbst hat… Ja, wer mit sich selbst schlecht umgeht, wem kann der gut sein? Denk also daran: Gönne dich dir selbst!“

Kraft zu all seinem Tun findet Bernhard in einer persönlichen Jesus-Beziehung. Bernhard ist ein Erneuerer christlicher Spiritualität. Mit ihm kommt der irdische Jesu in den Blick und verdrängt den unnahbaren Weltenherrscher. Bernhard ist der erste, der „Jesus meus“ – „mein Jesus“ betet, ohne den Christustitel zu verwenden. Und diese Jesus-Frömmigkeit ist für Bernhard durchaus ein Verhältnis von Gegenseitigkeit. Er schreibt einmal: „Ich habe gelesen, dass Gott die Zuneigung ist. Dass er die Ehre oder Würde ist, habe ich nicht gelesen. Also wenn Gott liebt, will er nichts anderes, als wiedergeliebt werden. Ehren mag, wer starr vor Furcht ist, wer vor Bewunderung erschrickt: nichts davon trifft auf den Liebenden zu. O Liebe, stürmische, heftige Liebe, du reißt alle Ordnungen um…“

Bernhard von Clairvaux – ein guter Begleiter in die zweite Hälfte Jahres, in der es die eine oder andere wichtige Entscheidung für unseren Pastoralen Raum zu treffen gilt.

Ich grüße Sie alle!

Stefan Wallek