33. Sonntag im Jahreskreis A, 19.11.2023

Unsere Aufgabe in der Verkündigung ist es, vom Himmel zu reden. Oder vom Reich Gottes. Und da reden wir am besten in Bildern und in Vergleichen. Wir haben keine Sonde, die von einem fernen Kometen aus uns die nötigen Informationen liefert, und sei sie auch mehrere Jahre unterwegs. Wir machen es wie Jesus und sprechen in Vergleichen.

Ein Mann erhält 5 Talente Silbergeld – umgerechnet etwa 5 Mal eine halbe Million Euro, über 2 Millionen Euro. Das sind keine Peanuts. Es wird gesagt, dass diese enorme Summe dem Angestellten anvertraut wird. Und da sind wir bei der ersten Information über das Himmelreich: es beginnt mit Vertrauen.

Himmelreich ist dort, wo Menschen etwas anvertraut wird. Himmel beginnt mit Vertrauen. Oder wir könnten auch sagen: wo Menschen etwas zugetraut wird. Vertrauen ist damit verbunden, dass ein Mensch verlässlich ist. Ich vertraue jemand etwas an, weil ich mich darauf verlassen kann, dass er richtig damit umgeht. Mein Vater, der seinen Arbeitsplatz in Paderborn direkt neben meinem Gymnasium hatte, hat mir schon mit 14 Jahren den Autoschlüssel anvertraut, weil er sicher war, dass ich ihn nur benutze, um Sportzeug und den schweren Weltatlas nach Schulschluss n den Wagen packe und keine Spritztour durch Paderborn damit mache. Vertrauen hängt mit Verlässlichkeit und Verantwortung zusammen.

Vertrauen ist die Basis für unser Zusammenleben. Gott vertraut den Menschen seine Botschaft an mit dem Auftrag: macht was draus. Vertrauen ist auch die Basis für jedes menschliche Zusammenleben, in Familie, in Kirche und Gemeinde. In einer Trauung traut man sich etwas, man vertraut sich einem anderen Menschen ganz an. In einer Gemeinde wird den Menschen eine Aufgabe anvertraut, weil man ahnt oder weiß: dieser Mensch wird das bewältigen. Es geht immer nur mit einem Vorschuss an Vertrauen. Und man kann auch mal scheitern.

Gestern haben in unserem Pastoralen Raum die Gemeindeausschüsse ihre Klausur gehabt und auch da ging es um die Frage: Was trauen wir uns? Und was trauen wir uns zu? Wir sind in einer Zeit des massiven Wandels. Unsere Gemeinden sind nicht mehr so wie das etwa noch vor 20 oder 30 Jahren der Fall war. Wir sind deutlich weniger geworden und das hat verschiedene Gründe. Wir erleben eine Veränderung der Mentalitäten. Selbstverständlichkeiten lösen sich auf, Gewohntes gibt es nicht mehr. Aber es wird auch neues Zutrauen gewonnen. Nicht aus einer Erfahrung des Mangels, sondern aufgrund der Erfahrung, dass Menschen ihre Talente entdecken und dass diese Talente gefördert werden. Die Gemeindeausschüsse sind so etwas wie Talentschuppen. Deshalb ist die Grundvoraussetzung: wir begegnen einander erst einmal mit Vertrauen.

Das Gleichnis mit den anvertrauten Talenten zeigt, dass der, der das Vertrauen annimmt und Verantwortung übernimmt, zu den Gewinnern gehört. Er kann sich darüber freuen, dass ihm Vertrauen geschenkt wurde, er bekommt Mut, mit dem, was ihm anvertraut wurde, zu arbeiten. Wer wirklich Vertrauen schenken kann, wird reich beschenkt.

Natürlich kann das auch mal schiefgehen und jeder, der hier sitzt, wird sich wahrscheinlich an eine Situation erinnern, wo Vertrauen auch enttäuscht worden ist oder missbraucht wurde. Deshalb erzählt das Gleichnis auch noch von dem Angestellten, der das Vertrauen, das ihm geschenkt wurde, nicht aktiviert hat. Er hat es in der Erde vergraben. Er hat Angst. Er antwortet nicht auf das Zutrauen, das ihm gegeben worden ist. Immerhin auch fast eine halbe Million Euro. Unendlich viel Vertrauen. Seine Antwort „Ich hatte Angst“. Somit zählt er zu den Verlierern des Lebens. Die Angst nimmt ihm alles. Am Ende steht er mit leeren Händen da.

Die Geschichte von den Talenten ist deshalb eine Ermutigung zu einem Umgang in vollem Vertrauen. Ein Leben mit der Verheißung des Evangeliums ist deshalb immer dem Leben zugewandt, es möchte die Angst vor dem Leben nehmen und die Zuhörer dazu anstiften, sich etwas zuzutrauen, immer neu Vertrauen zu schenken und nicht die Angst das Leben bestimmen lassen.

Heute Nachmittag werden zwei Frauen aus unserem Pastoralen Raum in der Propsteikirche zu Begleiterinnen bei Beerdigungen beauftragt. Begleitung im Trauerfall und die Leitung von Beerdigungen wird auch in Zukunft eine wichtige Aufgabe der Kirche sein und deshalb bin ich froh, dass Menschen bereit sind, genau an dieser Stelle ihre Talente einzusetzen.

Gott traut jedem von uns etwas zu, trauen Sie Ihren Kindern etwas zu, trauen Sie den Arbeitskolleginnen und -kollegen etwas zu, trauen Sie auch den Amtsträgern etwas zu; denn nur, wo Zutrauen gelebt wird, wird es auch wachsen.