Die ersten Christen haben es nicht leicht gehabt: Verfolgungen machten ihnen das Leben schwer. Gleichzeitig sollte die Einheit im Glauben erhalten bleiben, und das Glaubensbekenntnis musste wiederum durchdacht sein, um sich Fragen der heidnischen Umgebung stellen zu können. Intensiv hat man dabei um theologische Fragen gerungen: Was war denn nun der Mann aus Nazareth? War er Mensch? War er Gott? War er irgendwie ein Zwischenwesen?
An einen der heftigsten Streitigkeiten der jungen Kirche erinnert das Christkönigsfest, das die katholische Kirche am letzten Sonntag des Kirchenjahres feiert.
Das Konzil von Nizäa hatte im Jahr 325 die Gottheit Christi gegenüber der Lehre des Arius definiert. Arius hatte die Ansicht verbreitet, Jesus Christus sei seinem göttlichen Vater nur untergeordnet und keineswegs wahrer Gott. Vielmehr sei er Gottes erstes und vollkommenstes Geschöpf, durch dessen Vermittlung die Welt vom Vater geschaffen wurde. Arius sah den Sohn auf der Seite der anderen Kreaturen. Dies entsprach dem damaligen griechisch geprägten Denken, widersprach aber dem Glauben der Kirche.
Schärfster Gegner des „Irrlehrers“ Arius war der heilige Athanasius, der spätere Bischof von Alexandrien. Athanasius argumentierte folgendermaßen: Wenn Jesus nur ein zwar edles und hoch erhabenes Geschöpf war, dann habe er die Menschen nicht von der Macht der Sünde und des Todes befreien können. Dazu habe es Gottes selbst bedurft.
Das Konzil von Nizäa bekannte daher im Jahr 325 den Glauben an die Gottheit Jesu. Dieses Bekenntnis findet wir im so genannten Großen Glaubensbekenntnis, das alle Kirchen des Ostens und Westens miteinander verbindet und von Zeit zu Zeit in den Gottesdiensten gesprochen wird (Gotteslob Nr. 586 2).
Darin heißt es: „Wir glauben an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater.“
Diese theologische Ansicht macht deutlich, dass sich in Jesus von Nazareth Gott geoffenbart hat; oder anders gesagt: In Jesus erkennen die Menschen, wie Gott ist. Negativ hat sich dieser theologische Streit im Lauf der Geschichte dadurch bemerkbar gemacht, dass die Gottheit Jesu überbetont und die Menschheit Jesu stark zurückgedrängt wurde.
Der Arianismus hielt sich noch über mehrere Jahrhunderte bei verschiedenen Germanenstämmen. Erst durch Kaiser Karl den Großen gab es die klare Wendung zum Katholizismus.
Mit dem Christkönigsfest, dem 34. Sonntag im Jahreskreis, endet das katholische Kirchenjahr. Es lenkt den Blick auf Jesus Christus, von dem die Christen glauben, dass er am Ende der Zeit als König wiederkommen wird und zu dem sich die Kirche unterwegs sieht.
Seit dem Jahr 1969 wird dieses Fest am Sonntag vor dem 1. Advent begangen; früher wurde es am letzten Oktobersonntag gefeiert. Papst Pius XI. führte das Christkönigsfest im Jahr 1925 ein in Erinnerung an das Konzil von Nizäa, das 1.600 Jahre zuvor getagt hatte.
Hans-Dieter Schwilski