26. Sonntag im Jahreskreis A, 01. Oktober 2023 (F)

Ein sehr bewegendes Bild ist in der vergangenen Woche durch die Medien gegangen: die Statue des ersten Bischofs von Essen Franz Hengsbach, die von dem Essener Dom stand, ist abgebaut worden und irgendwo eingelagert worden. Vorangegangen waren Enthüllungen über sexuellen Missbrauch dieses Bischofs aus den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts. Die Missbrauchsopfer leben heute noch und haben vermutlich viele Jahre und Jahrzehnte mit dieser Missbrauchserfahrung leben müssen. Bischof Hengsbach war aufgrund seiner Verdienste um die Arbeiterschaft im Ruhrgebiet und aufgrund seines Engagements im Zentralkomitee der deutschen Katholiken hoch angesehen. Papst Johannes Paul II. hatte ihn dann auch zum Kardinal ernannt. Mit großem Engagement hat er im neuen Bistum Essen zahlreiche Kirchen bauen lassen, denn kein Katholik sollte es mehr als 800 Meter bis zur nächsten Kirche haben.

Ich bin diesem Bischof 2 Mal in meinem Leben begegnet: 1957 hat er als Weihbischof von Paderborn meinen Vater gefirmt und mithilfe eines Fotos habe ich daran eine schwache Erinnerung. Und im Jahre 1982 besuchte er in Herne meinen damaligen Pfarrer, mit dem zusammen er Vikar in Herne gewesen war. Ich war damals dort Vikar und durfte bei dem Treffen dabei sein. Diese 2. Begegnung ist mir in lebendiger in Erinnerung, aber durchaus nicht nur positiv.

Ein solcher Mensch ist in die Schlagzeilen geraten und er reiht sich ein in eine große Reihe von Geistlichen, denen Missbrauch vorgeworfen und nachgewiesen wird. Damit einher geht der große Vertrauensverlust, den die Kirche zur Zeit erleidet, verbunden mit vielen Kirchenaustritten. Und ich glaube, das bekommt jeder von uns mit, die wir heute hier sind. Um so peinlicher wird es dann, wenn den Missbrauchstätern große bunte Denkmäler errichtet werden und diese Statuen dann in dunklen Magazinen verschwinden oder Straßen und Plätze mit ihren Namen wieder umbenannt werden müssen.

Vielleicht aber tut uns ein solcher Schock ganz gut. Wir merken plötzlich, dass auch Idole und Stars auch ihre anderen Seiten haben können, dunkle Seiten, Vergehen bis hin zu Straftaten, die auch harte Konsequenzen nach sich ziehen. Allein diese Erfahrung muss uns bescheiden machen, wenn es darum geht einen Menschen auf einen hohen Sockel zu stellen. Missbrauch des Amtes, darum ging es beim Synodalen Prozess in den letzten Jahren in Deutschland. Wie kann das kirchliche Amt so umgestaltet werden, dass es nicht so überhöht und abgehoben daherkommt, wie es jetzt noch passiert. Auch der Synodale Weg der Weltkirche, der in diesen Tagen in Rom beginnt, muss sich diesem Thema stellen. Die Kirche, die monarchisch strukturiert ist mit dem Papst an der Spitze, trifft auf Menschen im 21. Jahrhundert, die aus demokratischen Verhältnissen kommen und die es gewohnt sind, mitzudenken und mitzuentscheiden. Demokratische Erfahrungen und monarchische Strukturen vertragen sich nicht.

Hilfreich ist mir in dieser Situation die Lesung von heute aus dem Philipperbrief. Hier wird über einen Grundzug der Person Jesu berichtet. Er wollte eben nicht daran festhalten, wie Gott zu sein. Es heißt, er entäußerte sich, er erniedrigte sich – bis hin zum Tod am Kreuz. Er wollte den Menschen gleich sein. Oder anders gesagt: er wollte nicht auf einem Sockel stehen, er wollte nicht an einer Machtposition festhalten. Und das hat er in aller Konsequenz gelebt, bis hin zur Verurteilung zum Tode. Der Schreiber Paulus wolle damit klar machen, dass er nicht einer Sonderstellung festhalten wollte, sondern ganz den Menschen gleich sein wollte.

Diese Grundhaltung muss dann auch die Grundhaltung in der Jüngerschaft Jesu sein, fordert Paulus.

Wir sind hier in unserem Pastoralen Raum in einer Zeit des Umbruchs, weil demnächst 4 Seelsorger in den Ruhestand gehen und damit neu überlegt werden muss, wie es hier weitergeht. Und ich sehe da durchaus sehr hoffnungsvolle Zeichen. Es haben sich in den letzten Monaten zahlreiche Menschen bereit erklärt, sich als Leiterinnen von Wortgottesfeiern und Beerdigungen ausbilden zu lassen und damit aktiv zu werden. Das ist ein Pfund, mit dem wir wuchern können. Zugleich werden in Zukunft auch in der Leitung des Pastoralen Raumes die Verantwortlichkeiten auch auf sogenannte Laien verteilt und die Leitung des Raumes und die Seelsorge werden noch mal neu umschrieben werden. Auf hauptberufliche und gewählte Laien kommen verantwortliche Aufgaben zu. Das hängt natürlich auf den ersten Blick damit zusammen, dass es in Zukunft viel weniger Priester geben wird. Aber es wächst wohl auch die Einsicht in den Bistümern, dass es ein neues Miteinander schon lange braucht und ein Pfarrer als Monarch endgültig ausgedient hat.

Wie das hier bei uns konkret und mit Namen aussehen wird, werden wir in 14 Tagen in den Gemeindenachrichten und im Internet bekannt geben können, wenn dann auch die letzten Ernennungen durch das Bistum erfolgt sind und Namen bekannt gegeben werden können. So wie es sich heute schon abzeichnet, werden wir der erste Pastorale Raum in Erzbistum Paderborn sein, der hier neue Wege gehen wird. Seien Sie also gespannt auf die nächsten Gemeindenachrichten.