„Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt … und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer…“, so beginnt der Pfingstbericht der Apostelgeschichte. Es ist eine ganz vertraute Geschichte. Und doch rührt uns diese Erzählung von Gottes verwandelnder Kraft immer wieder an.

Die Jünger Jesu sind betend beieinander, angespannt und ängstlich. Und dann kommt dieses „Plötzlich!“ Die Apostelgeschichte benutzt eine Wendung, die die griechische Philosophie schon Jahrhunderte benutzt, um eine Erleuchtung zu beschreiben: „Plötzlich!“ Der Heilige Geist schafft aus einer Ansammlung von Menschen eine Einheit im dreieinigen Gott. Nicht umsonst spricht man von Pfingsten als vom „Geburtstag der Kirche“. An diesem Tag entsteht diese geheimnisvolle Gemeinschaft von Christinnen und Christen, die sich Kirche nennt und deren Seele der Heilige Geist ist.

Pfingsten – jetzt oder nie können wir das wahre Wesen von Kirche erfassen! Frei von aller Verkrustung der Jahrhunderte, frei von „institutionellem Überhang“ erscheint an Pfingsten die Kirche als das, was sie immer sein soll: als Einswerden und Einssein in Gott. Und dieses Einswerden meint nicht nur ein Einswerden untereinander, sondern auch ein Einswerden mit mir selbst. Es gilt auch, den Riss, der durch mein eigenes Wesen geht, zu überwinden. Einssein – das ist die Identität, zu der die Kirche und jeder und jede Einzelne in ihr berufen ist.

Und je mehr wir mit anderen und uns selbst eins werden, desto größer wird die Freude sein, die wir empfinden. Die Erfahrung von Angenommensein und Sich-selbst-annehmen-können, schafft Freude. Der hl. Benedikt schreibt immer, wenn er vom Heiligen Geist schreibt, auch von der Freude – Freude ist das Erkennungszeichen des Geistes Gottes! Durch den Heilige Geist ist die Liebe in unsere Herzen ausgegossen, die frei machen will von aller Angst.

So bringt das Pfingstfest „Heimweh nach der Urkirche“ mit sich, nach der Zeit, in der die Kirche jung, frisch und klar war. Bitten wir für Kirche um die Kraft, über alles eigene Schuldigwerden und alle Verkennung von außen hinweg, die frohe Botschaft vom Einswerden mit Gott, miteinander und mit uns selbst zu den Menschen zu bringen! Bitten wir um die Kraft, dass wir denken, reden und tun, was der Einheit dient! Bitten wir um die Kraft, dass wir nicht müde werden, auch unter Tränen noch Freude zu schenken.

Ich wünsche ihnen eine frohes Pfingstfest und die Gaben des Gottesgeistes!

Stefan Wallek