„Ich verzeihe dir.“ Das ist leicht gesagt, aber von Herzen verzeihen können ist eine wahre Kunst. Im Christentum haben das Verzeihen und die Versöhnung einen hohen Stellenwert. Daher wurde der Versöhnung ein eigenes Sakrament gewidmet: Die Beichte.
Viele Christ*innen tun sich mit diesem Sakrament schwer. Die Erfahrungen aus der Kindheit, die Erzählungen anderer schrecken oftmals ab. Viele fragen sich auch: „Wozu soll ich beichten? Ich habe doch nichts Schlimmes getan.“
Die Beichte soll auch kein Gericht sein, bei dem ich meine Strafe erhalte. Sie ist der Beginn eines Prozesses der mich frei machen soll, der mir den inneren Weg zur Versöhnung bereitet.
In der liebevollen Begegnung mit unseren Mitmenschen begegnen wir auch Gott. Ist unser Verhältnis zu ihnen gestört durch Wut, Zerwürfnis oder Angst, so ist auch unser Verhältnis zu Gott in Schieflage. Ich kann nicht auf der einen Seite mich fromm dem Gebet hinwenden und auf der anderen Seite einen schlechten Umgang zu meinen Mitmenschen pflegen. Beides gehört zusammen
Jesus wird auch gefragt, wie oft man jemanden verzeihen soll. Seine Antwort: „siebzigmal siebenmal“ (Mt 18,22). Was bedeuten soll, dass ich jedes Mal, wenn mich jemand um Verzeihung bittet, ich ihm von Herzen vergeben soll, so wie es Gott auch immer wieder tut.
Dies stellt uns immer wieder vor eine Herausforderung. Wir müssen über unseren eigenen Schatten springen und unsere Verletzung überwinden, damit die Beziehung wieder heilen kann. Auch dabei hilft ein Gespräch wie eine Beichte. Sie kann mir die nötige Weite geben, die ich brauche um die Versöhnung zuzulassen.
Alex Steinhausen