„Darf ich mitspielen?“, so fragen Kinder, wenn sie andere Kinder spielen sehen und sie selbst vielleicht noch unbekannt und neu sind. Das schlimmste, was dann passieren kann, ist es, wenn dann ein Kind außen vor bleibt und die anderen es nicht mitspielen lassen wollen. Nicht mitmachen dürfen ist verletzend und ein Mensch, der immer außen vor bleibt, kann großen seelischen Schaden davontragen. In einer der Gemeinden, wo ich als junger Priester tätig war, habe ich erst nach 3 Jahren erfahren, dass eine Familie eine behinderte Tochter im Erstkommunionalter hatte. Sie wollten, dass dieses Mädchen separat vorbereitet wurde. Natürlich ist dieses Kind nach langen Gesprächen mit den Eltern dann mit den anderen Kindern gegangen und es hat allen gut getan. Erst kürzlich haben wir einer irakischen Familie zu Laptop, Drucker und Schreibtisch verholfen, damit die Kinder auch in Corona-Zeiten am schulischen Leben teilnehmen konnten.

Die Politik hat in unserem Land ein Teilhabegesetz erlassen, damit Menschen mit einem Handicap am Leben teilnehmen können. Und wie hilfreich ist es, wenn in einer Stadt die Bürgersteige abgesenkt sind, damit auch Rollstuhlfahrer sich bewegen können. Und das Gesetz über „Bildung und Teilhabe“ soll es Kindern aus einer sozial schlechter gestellten Umgebung ermöglichen, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Es gäbe solche Gesetze nicht, wäre alles okay und könnten alle Menschen problemlos am Leben in unserer Gesellschaft teilhaben. „Teilhabe“ ist ein Schlüsselwort – „Partizipation“ auf Lateinisch. Es ist auch ein Schlüsselwort für das heutige Fronleichnamsfest. In der 2. Lesung aus dem 1. Korintherbrief taucht dieses Wort auf: „ist das Brot, das wir brechen, nicht Teilhabe am Leib Christi?“ Immer wieder taucht in der Verkündigung Jesu die Botschaft auf, dass Gott sich eng mit den Menschen verbünden will. Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch, ist eines der starken Worte aus dem Johannesevangelium. Gott und Mensch sind keine getrennten Welten, sie gehören eng zusammen.

Gott existiert nicht abgehoben von dieser Welt, sondern existiert mit einem Gegenüber, der ganzen Schöpfung und damit auch dem Menschen. Und der Mensch existiert und ist auf Gott bezogen. Der Mensch hat teil am Leben Gottes, das ist der Kern des Evangeliums, das macht die Würde des Menschen aus. Und das wird in einem Bild ausgedrückt, um es verstehen zu können: den Leib essen und das Blut trinken. Wer bösartig ist, wird das als Kannibalismus abtun, wie es ja oft getan wurde. Aber es ist ein Ausdruck einer intensiven Teilhabe am Leben eines anderen. Wir sprechen ja auch im Deutschen davon, wenn man einen anderen Menschen sexuell attraktiv findet: „ich könnte dich so vernaschen…“

Ganz fremd ist uns dieses Bild also gar nicht. In praktischen Leben der Kirche entfaltet sich die Teilhabe in drei Stufen: Taufe, Eucharistie und Firmung, Ziel ist die volle Teilhabe des Menschen an dieser engen Verbindung mit der Lebendigkeit Gottes. Im Konzil vor über 50 Jahren wurde das auch schon so formuliert: „participatio actuosa“, tätige Teilhabe am Wirken Gottes, besonders in der Liturgie. Die Begabungen und Fähigkeiten des Einzelnen dürfen im Gefüge der Kirche und in m Gottesdienst der Gemeinde zum Tragen kommen, keiner muss sich verstecken, jeder von uns hat seine Würde. In Deutschland hat sich das ja auch im Grundgesetz niedergeschlagen. Menschen vom gesellschaftlichen Leben auszuschließen – egal aus welchen Gründen – widerspricht seiner Würde. Und wenn deshalb Menschen friedlich auf die Stra-ße gehen und für die Würde jedes Menschen eintreten – egal welcher Hautfarbe – ist das ein hoffnungsvolles Zeichen, weil es der Schöpfungsdynamik Gottes entspricht. Wo des-halb Teilhabe ermöglicht wird, auf dem Spielplatz, im Beruf, im öffentlichen Raum und im Straßenverkehr, und in der Liturgie, da ist Geist Gottes im Spiel, weil er uns teilhaben lässt am Leben Christi.