In den letzten Wochen haben die digitalen Medien rasant an Bedeutung zugenommen. Auch die Kirche hat sich mit großem Eifer auf dieses Feld gestürzt. Aber geht Kirche eigentlich digital? Ich denke: Ja, das geht!
Warum ich so denke, möchte ich an den vier großen Säulen, die auch die vier Grundvollzüge von Kirche genannt werden, erläutern.
Zunächst die Verkündigung. Das Internet und Social Media-Portale wie Instagram und YouTube gehören zur alltäglichen Kommunikationslandschaft unserer Zeit. Im Laufe der Kirchengeschichte wurden immer neue und aktuelle Methoden und Medien genutzt, um die christliche Botschaft zu verkündigen und zu verbreiten. Beginnend beim Aufschreiben der biblischen Texte selbst, der Umsetzung dieser Texte in Bilder, Statuen usw. in einer Zeit, in der die meisten Menschen nicht lesen konnten, oder auch die Vervielfältigung durch den Buchdruck.
Heute sind die Medien überwiegend digital, und will die Kirche aktuell und lebendig bleiben, so bietet dieses Medium eine gute Möglichkeit.
Auch die Nächstenliebe ist auf digitalem Weg möglich: ein offenes Ohr, ein gutes Wort in Chats oder am Telefon. Auch wenn sich die digitale gute Tat oft auf die Sprachebene, da dies die Grundlage dieses Mediums ist, beschränkt, ist das gute und liebevolle Wort in den sozialen Medien aber etwas sehr Wichtiges, da viele dort ihre Wut und ihren Hass gegen andere abladen und damit Menschen direkt verletzten. Die Nächstenliebe treibt uns dazu, diesen Menschen beizustehen und uns gegen diese Hetzer zu stellen.
Der Bereich der Gottesdienste wurde in den letzten Wochen in vielen kreativen Ideen umgesetzt. Es gab Livestreams der Messen, Gottesdienste zum selber feiern für Zuhause, und auch manche Gebetskreise haben sich über Videokonferenzen versammelt.
Und auch die Gemeinschaft kann digital gelebt werden. In vielen Bereichen finden sich Menschen in sozialen Medien zusammen und teilen ihr Leben und ihre Gedanken. Die Kirche hat eine großartige Botschaft, die aber erst dann ihre ganze Kraft entfaltet, wenn sie im Alltag und in Gemeinschaft gelebt wird. Die Gemeinschaft der Kirche geht über unsere Gemeinden hinaus. Sie umspannt die ganze Welt. Dies wurde mir in den letzten Wochen nochmals bewusster, als ich von einer geistlichen Gemeinschaft hörte, die ihre Gebetskreise nicht mehr nur in ihrer Hausgemeinschaft gefeiert haben, sondern den digitalen Weg genutzt haben, um sich mit ihren Schwestergemeinden auf der ganzen Welt zu verbinden und gemeinsam zu beten.
Mein Fazit ist also, dass Kirche auch nach Corona weiterhin digitale Wege gehen sollte, jedoch denke ich auch, dass das Digitale nicht die konkrete direkte Begegnung ersetzen kann. Daher ist es gut, eine Symbiose zwischen digitaler und analoger Welt zu schaffen, sodass sie sich gegenseitig befruchten können.
Alexander Steinhausen