Haben Sie schon einmal einen Schlüssel verloren oder sich selbst ausgesperrt. Mir ist beides schon passiert. In solchen Momenten erlebt man, wie wichtig Schlüssel sind. Nur wer den richtigen Schlüssel hat, kann die Tür öffnen – oder abschließen! Beides ist manchmal wichtig. Schlüssel sind so wichtig in unserem Leben, dass wir sie auch in einer ganzen Reihe von Bedeutungen in unserer Sprache nutzen: Schlüssel zum Glück, Schlüsselposition, Schlüsselfunktion, Schlüsselwort, Schlüsselerlebnis, Schlüsselfigur, Schlüssel zum Erfolg… Schlüssel sind etwas sehr Bedeutsames – in der Sprache und im Leben.

Um Schlüssel und das Öffnen und Schließen oder eben auch Ausschließen ging es heute in den Lesungen. Eljakim wird der Schlüssel des Hauses David, also dem Königshaus übergeben und Petrus wird der Schlüssel zum Himmelreich anvertraut. Wer die Schlüssel hat, hat auch die Macht zu öffnen und zu verschließen. Wer den Schlüssel hat, hat auch eine große Verantwortung. Das wurde mir bspw. bewusst, als ich das erste Mal einen Generalschlüssel anvertraut bekam.

Und auch die Kirche, auch wir als Gemeinde haben Schlüssel in der Hand, Schlüssel, die Menschen den Weg zu Gott eröffnen oder eben auch verschließen können. Und nicht alles, was die Kirche seit Petrus getan hat oder auch heute noch tut, ist dazu angetan Menschen diese Türen zu öffnen.

Da wird Menschen immer noch der Zugang zu Ämtern verwehrt, nur weil sie angeblich das falsche Geschlecht haben. Da werden Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Lebensform ausgesperrt. Da wird denen, deren Partnerschaft einmal gescheitert ist und die sich neu gebunden haben, der Zugang zu den Sakramenten verwehrt. Da werden notwendige Reformen und Veränderungen der Kirche, der Strukturen oder auch der Beteiligungsformen durch eine Instruktion aus Rom einfach mal so unterbunden und Türen, die sich langsam öffneten, wieder zugeschlagen. Da werden eine Sprache und Rituale gepflegt, die viele, vor allem junge Menschen heute eher ausschließt und ihnen den Zugang zu Kirche und Gott verwehrt.

Aber auch wir selbst in unseren Gemeinden sind oft eher eingeschlossen und verschlossen in unseren Kreisen, Gruppen und Verbänden, so dass es Neuen schwerfällt hineinzukommen. Und neue Ideen haben es oft schwer, offenen Türen zu finden.

Wir haben als Kirche und als Gemeinden von Jesus die Schlüsselgewalt übertragen bekommen für das, was er Himmelreich oder Reich Gottes nennt und zu dem nach seinem Willen alle Menschen Zugang bekommen sollen. Nur was machen mir mit dieser übertragenen Verantwortung – als Kirchenleitung, aber auch als Christinnen und Christen hier vor Ort, ganz nah dran an den Menschen? Wem öffnen wir die Türen, wem verschließen wir sie aber auch? Und wie können wir denen aufschließen, die noch draußen stehen und vielleicht auch hinein möchten? Ich denke, es lohnt sich, darüber nachzudenken, wenn Kirche, wenn unsere Gemeinden auch in Zukunft noch lebendig sein wollen und kein in sich geschlossener und aussterbenden Kreis.

Und so hoffe ich bspw. und bemühe mich mit den Mitarbeitenden darum, dass den jungen Menschen, die sich in diesem Jahr auf die Firmung vorbereiten, ein glaubwürdiges Zeugnis unseres Glaubens gegeben wird und wir ihnen die Türen zu Gott und zur Gemeinde öffnen können?

So hoffe ich weiter, dass es auch in unseren Gemeinden gelingt Türen für Menschen zu öffnen, die noch davor stehen, indem wir neue Wege auch bei Gottesdiensten gehen, dass wir mutig Neues wagen, und nicht von vorneherein sagen, das geht doch sowieso nicht, das haben wir doch noch nie gemacht, es muss alles bleiben wie bisher…

So hoffe ich auch, dass weiterhin unsere Türen denen offenstehen, die aus Sorge um ihr Leben oder aus großer Not hierher zu uns fliehen.

Und ich hoffe, dass es uns gelingt in dem Maß, wie es möglich ist, Türen zur Beteiligung an Leitungsverantwortung und Macht in unseren Gemeinden so zu öffnen, dass sich viele weiterhin für die Sache Jesu engagieren.

Machen wir die Türen auf. Wir haben die Schlüssel dazu. Wir können – denn Petrus war auch „nur“ ein einfacher Fischer – Menschen die Türen zu unseren Gemeinden und zu Gott auf- oder zuschließen. Ob wir das wahr haben wollen oder nicht. Es ist so. Man muss nicht immer nach oben gucken! Machen wir also die Türen auf, wo wir können und wo wir den Schlüssel dazu in der Hand haben!

Amen!

Manfred Morfeld