Der Mensch denkt, Gott lenkt.“ So eine Haltung ist eigentlich alles, nur nicht christlich. Wir sollen unser Leben in die Hand nehmen und es gestalten, wie ein Töpfer einen Tonkrug schafft. Dazu hat Gott uns mit Gnadengaben – Charismen – versehen.

Immer wieder spüren wir, dass wir bei der Gestaltung dieses Lebens sehr wohl an Grenzen stoßen können, am allerdeutlichsten, wenn wir leiden oder gar sterben müssen. Aber dennoch: Das Leben ist uns gegeben, dass wir etwas daraus machen, und Gott geht dieses Leben mit, er ist mit dabei – das ist uns in der Taufe sogar zeichenhaft versprochen worden.

Und auch dann, wenn alles aussichtslos erscheint, liegt die Entscheidung, die Kreuze des Lebens anzunehmen und aufzunehmen, immer noch bei uns. Aber der Herr macht uns klar: Folge mir auch jetzt noch nach.

Eine Herausforderung. Aber nur so können wir das Leben erfahren, wie es wirklich ist, und nicht als einen trügerischen Schein, mit dem wir uns etwas vormachen.

Warum müssen wir uns so viel Stress machen mit Authentizität, mit Echtheit? Paulus erklärt das seiner Gemeinde in Rom so: Es geht darum, zu prüfen und zu erkennen, „was der Wille Gottes ist: das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene“.

„Wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es finden.“ Dieser Anruf Jesu gilt nicht nur für jeden Menschen als Einzelnen, er gilt auch für uns und unsere Kirche.

Als Kirche können wir so viel in unseren Gesellschaften bewirken. Manchmal aber halten wir uns politisch und sozial lieber heraus und legen die Hände in den Schoß. Das ist eine Herausforderung – für manche Menschen in der Kirche ein Kreuz, das sie fast nicht tragen können.

Die Definition unseres Glaubens, unser Glaubensbekenntnis, spricht von dieser einzigartigen Allmacht Gottes – aber ist es auch in den Herzen von uns Christen angekommen? Können wir nicht immer wieder feststellen, dass wir in unseren Gemeinden, in unseren Vereinen und Gruppierungen Gott lieber sagen wollen, wie diese Gemeinschaft seiner Gläubigen auszusehen hat und daherkommen soll, als dass wir uns auf das Wirken des Heiligen Geistes einlassen und diese Kirche zunächst einmal annehmen, wie sie ist?

Natürlich ist jede Gemeinschaft – auch die der Kirche – eine Herausforderung, sie erfordert Beweglichkeit, Flexibilität – von jedem und jeder, der dazugehört und dort mitmacht. Und das ist manchmal ganz schön anstrengend. Aber hat Jesus nicht eben gesagt, man nehme sein Kreuz auf sich und folge ihm nach?

Uns ist das Leben gegeben, nicht damit wir abwarten, was passiert. Uns ist das Leben gegeben, dass wir etwas draus machen – als Einzelne, als Gemeinschaft. Aber: Wir sind nicht die Baumeister, wir sind die Handwerker unseres Lebens. Der Bauplan ist in seinen Grundstrukturen schon gezeichnet, mit Gottes eigener Hand – wir dürfen und sollen weitermachen. Und die Leichtigkeit dieses Weges wächst mit dem Vertrauen in unseren Gott, der uns das Leben gab und der selbst das Leben ist.

Hans-Dieter Schwilski