Für viele Christen dauert die weihnachtliche Festzeit bis zum 2. Februar. Da sind genau 40 Tage nach Weihnachten, und das korrespondiert der 40tägigen Fastenzeit oder der österlichen Festzeit bis Christi Himmelfahrt. Die Liturgiereform nach dem Konzil hat diese Festzeit verkürzt bis zum Fest der Taufe Jesu. Aber egal, welcher Lehrmeinung man folgt, auch die längere weihnachtliche Zeit hat einen Sinn, selbst wenn die Tannenbäume schon lange entsorgt sind.

In den liturgischen Texten des 2. Februar (Darstellung des Herrn – oder – Mariä Lichtmess) spielt das neugeborene Kind Jesus die Hauptrolle in dem Augenblick, wo es im Tempel von Jerusalem präsentiert wird. Hier begegnen seine Eltern den beiden Senioren Simeon und Hanna (Hanna war so etwas wie ein Platzhirsch im Tempel). Die beiden alten Leute wenden sich dem Kind zu und erspüren: Von ihm geht etwas Neues aus. Sie sind keineswegs skeptisch oder abwehrend. Sie freuen sich über das Neue, das ihnen in dem Kind entgegenkommt. Sie merken, dass ihre eigene Zeit abgelaufen ist, und bringen das auch ins Wort. Es ist ein guter Moment, um abzutreten, nicht aus Frust, sondern weil sie Hoffnung haben, dass es gut weitergeht. Es ist ein Generationenwechsel voller Zuversicht – modellhaft gewissermaßen.

Generationenwechsel gehören zu unserem Leben dazu. Es ist tödlich, an alten Denkmustern und Lebensvorstellungen hängen zu bleiben und dem Neuen keinen Raum zu lassen. Ich bin froh, dass es auch in der Kirche immer wieder junge Menschen gibt, die Eintritt verlangen. Ich hoffe, dass die gestandenen Platzhirsche ihnen Raum zur Entfaltung bieten. Es braucht dafür in der Kirche Orte, wo junge Menschen leben können. Ob das ein Jugendhaus des Erzbistums ist oder ein Raum oder eine Etage in unseren Gemeindezentren – Hauptsache ein Ort und ein Willkommen, so wie vor 2000 Jahren im Tempel.

Reinhard Bürger