Spirituelle Impulse

Als ich heute Morgen das Kalenderblatt von meinem Tageskalender abriss, fand ich auf der Rückseite das folgende Zitat von Anne Morrow Lindbergh: „Wir müssen das Alleinsein erst wieder lernen. Das ist heute eine schwierige Lektion.“ Sie war die Ehefrau von Charles Lindbergh, dem Flugpionier, und lebte von 1906 bis 2001. Ob sie sich zu ihren Lebzeiten hätte vorstellen können, wie schnell wir – bedingt durch die Corona-Pandemie – das Alleinsein gelernt haben?

Ich würde den Text heute umformulieren in „Wir müssen das Zulassen von Nähe erst wieder lernen. Das ist für heute eine schwierige Lektion.“ Wir mussten lernen, keine Hände mehr zu schütteln, niemanden mehr in den Arm zu nehmen, uns beim Friedensgruß im Gottesdienst lediglich freundlich zuzunicken (ein Lächeln war zwar möglich, aber wegen der vorgeschriebenen Maske für den anderen nicht sichtbar…).

Ich habe mir vorgenommen, mich mit anderen Menschen zu verabreden, nur um sie einmal wieder in den Arm zu nehmen:

  • meine Eltern und Großeltern, meine Geschwister und deren Kinder, die nicht in meiner Nähe wohnen,
  • einen guten Freund, der, weil er krank war, so lange Distanz wahren musste,
  • einen alten Bekannten, den ich schon besuchen wollte, als das noch möglich war, und wo doch immer etwas dazwischen kam,
  • eine Nachbarin, die seit mehr als einem Jahr nur noch von Weitem winkt, und eine andere Nachbarin, die gerade ein Kind geboren hat,
  • die Trainerin im Sportverein, die mit ganz viel Energie uns auf Abstand in Bewegung gehalten hat,
  • die Diakone und ihre Ehefrauen aus meinem Weihekurs, die versucht haben, in diesem Wahnsinn durchzuhalten, genauso wie meine Frau und ich.

Ich mache mir eine Liste – und ich bin sicher, dass ich noch viel mehr Menschen finde, die ich gerne mal wieder in den Arm nehmen möchte…

Hans-Dieter Schwilski, Diakon