„Mit dem Himmelreich ist es wie…“ Mit diesen Worten beginnen viele Gleichnisse, die Jesus erzählt hat und von denen wir in diesen Wochen einige hören. Er vergleicht in diesen Erzählungen Dinge aus dem Lebensumfeld der Menschen mit dem, was er Reich Gottes oder Himmelreich nennt. Und eines wird auf Anhieb deutlich: Auch wenn Jesus einen weltlichen Vergleich heranzieht, um das Himmelreich zu beschreiben, ist es im Reich Gottes doch um einiges anders als in der Welt, wie wir sie erleben. Die Regeln für den Umgang miteinander, z. B. auch mit „Feinden“ und Fremden, das Verständnis von Nächstenliebe, die nicht nur den Nahestehenden gilt, oder die Art von Gerechtigkeit sind grundverschieden. Und dann sagt Jesus an anderer Stelle seinen Jünger: „Bei euch soll es nicht so sein wie bei den anderen.“ Heißt für mich: Ihr – und damit sind wohl auch wir gemeint – sollt so sein, wie es dem Reich Gottes entspricht, euch also unterscheiden vom Geist der Welt, einen anderen Akzent setzen und etwas von dem, was Jesus in den Gleichnissen beschreibt lebendig, sicht- und spürbar werden lassen. Das ist die Herausforderung für uns Christen und Christinen sowie für alle Menschen guten Willens

Am kommenden Sonntag bspw. hören wir von einem Gutsbesitzer, der Arbeiter für seinen Weinberg anheuert: morgens in der Früh, einige Stunden später, mittags und am späteren Nachmittag noch einmal. Am Ende des Tages erhalten alle den gleichen Lohn, egal, ob sie eine oder zwölf Stunden gearbeitet haben. „Ungerecht! Das ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit!“, rufen nicht nur die Arbeiter der ersten Stunde, sondern auch viele von uns stimmen diesem Ausruf sicher im ersten Moment zu. Aber wie gesagt: Im Himmelreich gelten andere Regeln. Dort geht es nicht um eine vordergründige Gerechtigkeit, die man in Zahlen ausdrücken kann: Du hast so und so lange gearbeitet, dann bekommst du so und so viel Lohn. Nein, im Reich Gottes geht es um anderes. Ich glaube, es geht darum, dass allen Menschen zuteil wird, was sie zum Leben oder Überleben benötigen. Und das war zur damaligen Zeit ein Denar für einen Tag. Damit wird der Gutsbesitzer allen gerecht!

Es geht im Reich Gottes um eine andere Art von Gerechtigkeit, eine, die dem Willen des Schöpfers, dass alle Menschen leben können, gerecht wird. Es geht nicht um zählbare und gleichmäßige Verteilung von Dingen, sondern um eine Verteilung von Lebens-Mitteln, die den Menschen in seiner jeweiligen Lebenssituation und seiner Würde gerecht wird. Das ist Jesu, das ist Gottes Art von Gerechtigkeit, allen Menschen ein Leben in Würde zu ermöglichen.

Sorgen wir mit dafür, denn „mit dem Himmelreich ist es…“  und „bei euch soll es anders sein“. Dann werden wir ein Segen sein wie der Gutsbesitzer für alle seine Arbeiter.

Manfred Morfeld