Seit Tagen gibt es kaum noch andere Meldungen in den Medien. Was niemand für möglich gehalten hat, ist eingetreten: Krieg in Europa, Menschen aus einem europäischen Land auf der Flucht vor Bomben, Granaten und einem machtbesessenen ‚lupenreinem Demokraten‘. Absurdes Theater, was uns da auf der Weltbühne geboten wird. Und unzählige Menschen sind sprachlos, traurig, entsetzt wegen der entfesselten Gewalt. Sie versammeln sich zu Protesten, Friedensgebeten, Schweigeminuten, um das auszudrücken, was nicht mehr in Worte gefasst werden kann. Die Autoren der Psalmen haben dieses Gefühl immer wieder in Worte gefasst: ‚Vernimm meinen Notschrei. Errette mich vor meinen Verfolgern, denn sie sind mir zu mächtig.‘ (Ps 142) oder ‚Ich muss schon allzu lange wohnen bei denen, die den Frieden hassen‘ (Ps 120). Und auch in der Gegenwart gibt es den Aufschrei: ‚Die weißen Tauben sind müde. Jedoch die Falken fliegen weiter…‘ (Hans Hartz).

Wir erleben die Missachtung internationaler Abkommen, Vertrauensbruch bei politisch Verantwortlichen und äußerste Geringschätzung menschlicher Schicksale. Es stellt uns wieder vor hohe Anforderungen an mitmenschliche Solidarität. Wir brauchen aber auch Zeit, um diese neue politische Situation zu begreifen und zu erfassen, was das für unser Zusammenleben in Europa und in der ganzen Welt bedeutet. Dieses fassungslose Entsetzen können wir ausdrücken in Gesprächen miteinander, in den Zeiten der Stille und des Gebetes in unseren Kirchen, in Protesten, wohl auch in finanzieller Solidarität mit den Geschädigten.

Vertrauen wir dem Gott, der ein Gott des Friedens ist.

Reinhard Bürger