Am zweiten Fastensonntag ging es im Evangelium um die Verklärung Jesu. Er nimmt drei seiner Jünger mit auf einen Berg und wird vor ihren Augen verwandelt. Dieser Text gehört zu einer meiner liebsten Bibelstellen.
Ganz besonders spricht mich immer wieder das Verhalten von Petrus an. Er sieht wie Jesus vor ihm verwandelt wird und ist hin und weg. Für ihn muss es in dem Moment der Himmel auf Erden gewesen sein. Daher will er den Moment auch sofort festhalten, sogar sesshaft werden und drei Hütten bauen. Ich finde dieses Verhalten nachvollziehbar. Ich wäre vermutlich auch so überwältigt gewesen, dass ich nie wieder von diesem Ort hätte weggehen wollen.
Aber nehmen wir doch mal an Jesus wäre auf Petrus‘ Vorschlag eingegangen und sie hätten sich auf dem Berg gemütlich eingerichtet. Im ersten Moment wäre es schön, aber wären sie dort geblieben, hätte es niemals Ostern werden können. Das viel größere Wunder und Geschenk wäre also nie geschehen. Die Verklärung Jesu ist nur ein Vorgeschmack auf das, was durch und im Ostergeschehen Wirklichkeit wird.
Auch wir haben heute immer noch die Tendenz uns an Dingen festzuhalten. Das ist auch gut und richtig. Es gibt Halt und Struktur und oftmals sind es auch Herzensanliegen. Manchmal versperren wir uns aber dadurch auch das größere Wunder. Daher tut es immer wieder gut die eigenen Gewohnheiten, Schätze und Verhaltensweisen auf den Prüfstand zu stellen. Einen Blick darüber hinaus zu werfen.
Ich hatte beispielsweise zur Zeit meines Studiums eine Kommilitonin, mit der von Beginn an die Chemie nicht wirklich passte. So zogen wir beide es vor, getrennte Wege zu gehen und haben über die ganze Studienzeit bestimmt nicht mehr als 10 Sätze miteinander gesprochen. Heute gehört diese Kommilitonin zu den wichtigsten Menschen in meinem Leben, die ich nicht mehr missen möchte. Diesen wunderbaren Schatz konnte ich nur heben, weil ich es geschafft habe, über meine Meinung hinauszublicken und dadurch erkennen konnte was für ein wundervoller Mensch mir dort begegnet ist.
Ich kann also aus vollem Herzen sagen, dass es sich lohnt auch mal über bestehende Verhältnisse hinaus zu sehen. Jeder muss sich also immer wieder fragen: Will ich hier stehen bleiben, sesshaft werden und mir eine gemütliche Hütte bauen, oder möchte ich weiterhin unterwegs sein auf der Suche nach dem großen Wunder?
Oder habe ich es vielleicht sogar schon gefunden…?
Alexander Steinhausen