„Haus des Lebens“ – unter diesem Motto hat das Team der geprägten Zeiten die Fastenzeit in der Franziskusgemeinde und der St. Johannes Baptista-Gemeinde gestaltet. Überraschenderweise passt dieses Thema sehr gut zu der jetzigen Situation.
Wir alle sitzen im Moment unfreiwillig im „geschlossenen Haus“. Verlassen das Haus nur für das Nötigste. Schotten uns ab von der Welt und unseren Mitmenschen.
Die Situation kann gleichzeitig eine Chance sein sich um „mein Haus“ zu kümmern. Wie sieht es in mir selbst aus? Was stärkt und bestärkt mich? Wir können diese besondere Zeit nutzen, um uns selbst neu zu ordnen, neu kennenzulernen. Ballast abwerfen, der uns bedrückt. Gerade die Reduzierung der äußeren Einflüsse ermöglicht diese innere Auseinandersetzung in besonderer Weise. Vielleicht gibt es ein Projekt, dass ich schon länger angehen wollte: Der Frühjahrsputz, etwas Handwerkliches, ein Telefonat mit einem alten Freund… Was tut meinem Haus gut?
Des Weiteren können wir auf „dein Haus“, auf Gottes Haus schauen. Die Zeit nutzen, um Gott zu suchen und zu entdecken. Mit ihm sprechen, ihn uns besuchen lassen. Gott wohnt in jedem von uns. Daher können wir Gott auch für unsere Mitmenschen spürbar werden lassen. Jüngere können Älteren beispielsweise helfen, indem sie Lebensmittel einkaufen. Diese Situation erfordert in besonderer Weise Solidarität und Engagement am Nächsten. Durch eine gute Mischung aus Rücksichtnahme, Distanz und Hilfe am Nächsten.
Diese besondere Zeit hat vor allem für „unser Haus“ einen positiven Nebeneffekt. Die Schöpfung Gottes regeneriert sich. Die Kanäle in Venedig sind so klar wie lange nicht. Delfine werden erstmals wieder in den Häfen Italiens gesichtet. Der CO2-Ausstoß verringert sich erstmals seit 2008. Die Schöpfung Gottes beginnt sich zu erholen, durchzuatmen. Eine Verschnaufpause, die ihr die Menschen unter normalen Umständen nicht eingeräumt hätten. Eine Verschnaufpause, die auch wir nutzen können, um uns zu regenerieren
Und zu guter Letzt wird der Tag des „offenen Haus“ kommen. Es wird der Tag kommen, an dem wir alle die Türen unserer Häuser aufmachen können. Der Tag, an dem wieder Gemeinschaft stattfinden kann. Der Tag, an dem wir wieder gemeinsam Gottesdienst feiern können. Der Tag, an dem wieder die Normalität beginnt.
Bis dahin können wir die Zeit jedoch als Chance sehen und nutzen. Für uns selbst. Für Gott. Für die Schöpfung.
Julia Kettler