Blog - Das geistliche Wort

Für viele war die Adventszeit dieses Jahres stressig, denn es fehlt eine ganze Woche, der vierte Advent und der Heilige Abend fallen auf einen Tag. Die Adventszeit war für viele zu kurz.

Das erinnerte mich daran, dass Papst Benedikt in einer seiner Weihnachtspredigten auch von einer „Verkürzung“ erzählt hat. Er hat darauf hingewiesen, dass der Prophet Jesaja davon gesprochen hatte, dass „Gott sein Wort kurz gemacht“ habe. Der Apostel Paulus nimmt später darauf Bezug.

Was kann das meinen, dass Gott sein Wort „kurz gemacht“ hat?

Jesus Christus ist das Wort Gottes. „Und das Wort ist Fleisch geworden“ – das ist die weihnachtliche Aussage des Evangelisten Johannes. Das Wort Gottes hat sich kurz gemacht, so klein, dass es in die Krippe passt. Wenn wir von Kindern sprechen, sagen wir oft „die Kurzen“ – so ein Kurzer ist Gott in Jesus Christus geworden. Indem Gott selbst ein Kurzer wird, will Gott uns einladen, die Kleinen zu lieben. So lehrt uns Gott, Ehrfurcht vor allem Kleinen, Unterdrückten, Geschundenen zu haben.

Eine Religion steht häufig in der Gefahr, in zu vielen Worten, Regeln und Anweisungen zu ersticken. Die Worte werden oft lang. Auch die Kirche steht in dieser Gefahr. Jesus hat all die vielen Worte kurz gemacht. Er hat alles auf die tiefste Einfachheit zurückgeführt. Er kann alle Regeln zusammenfassen in dem kurzen Wort: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit all deinen Gedanken…Du sollst den Nächsten lieben wie dich selbst.“

Und damit sind wir bei der dritten Dimension der Bedeutung vom kurz gemachten Wort Gottes. Kraft zu der Nächstenliebe, die Jesus verkündet, schenkt Gott uns, indem er selbst zu uns kommt in dem kleinen, unscheinbaren Stückchen Brot des Altares. Gott macht sich so kurz, Gott nimmt sich so wenig wichtig, daß er im Brot zu uns kommt, weil er weiß: wir brauchen nicht nur Brot für unseren Körper, sondern auch Nahrung für unsere Seele. So wird der Altar zur Krippe, an dem wir unserem kurzen Herrn begegnen.

Ihnen allen ein frohes, gesegnetes Weihnachtsfest mit dem Wunsch, dass sich erfülle, was die Engel der Heiligen Nacht besungen haben: den Frieden – in jedem Herzen und auf der ganzen Welt!

Stefan Wallek