Unfassbar!“: Das sagen wir manchmal und meinen damit etwas, was unser Verstand nicht begreifen kann. So wie in den vergangenen Wochen seit Mitte März. Niemand von uns hätte es sich in seinen schlimmsten Träumen vorstellen können, dass ein winziges Virus, das man nicht hören, sehen oder gar riechen kann, unsere Welt in einem Ausmaß verändern kann, wie das Corona-Virus es getan hat: Keine öffentlichen Gottesdienste, das gewohnte Gemeindeleben ist praktisch zum Erliegen gekommen, Besuchsbeschränkungen, Ostern ohne Kontakte zu den Menschen, die für uns so wichtig sind…
Wir haben in dieser Situation neue, kreative Wege beschritten, um mit den Menschen in Kontakt zu treten: Spirituelle Impulse sind täglich neu auf unserer Internetseite zu finden; ein gemeinsamer Osterbrief für alle sechs Gemeinden ist entstanden und sowohl über die modernen Medien als auch in Papierform bereitgestellt worden; unsere Kirchen sind zu bestimmten Zeiten für die Gläubigen zum Gebet geöffnet; die Erstkommunionkinder, deren großes Fest bis spät in den Sommer verschoben ist, bekamen Post von ihren Gemeinden; in unseren Kindergärten konnten die Kinder, die dort als „Notgruppe“ betreut wurden, Postkarten für uns bemalen; und schließlich gab es das ökumenische Zeichen der Segnung aller unserer Osterkerzen – leider nur als Video im Internet zu sehen, aber die Kerzen brannten ab Ostersonntag in allen unseren Kirchen und verkündeten die Osterbotschaft: Christus ist auferstanden und lebt – sein Licht erleuchtet die Welt. Und genauso wichtig die Botschaft der Osternacht: Fürchtet euch nicht!
Die Jünger damals mussten – wie wir heute in der Corona-Krise – erst wieder neu lernen, mit dem Auferstandenen zu leben. Die Kreuzigung Jesu ließ sie wie vor einem Scherbenhaufen zurück.
Auch für viele Menschen in unserer Zeit ist das schwer, denn wir denken, dass wir immer alles im Griff haben könnten – auch wenn uns gerade die hinter uns liegenden Erfahrungen eines Besseren belehren.
Der Glaube an Jesus, an seine Auferstehung, kann Auswirkungen haben auf unser konkretes Leben – wie bei den Jüngern: wir können Menschen werden (und bleiben), die in Krisensituationen einfach da sind und anpacken, ohne lange zu fragen, was gerade notwendig ist. Vielleicht spüren wir, wie die Jünger damals, dass Jesus bei uns ist, nur neu und ganz anders, und er ist da, auch und vor allem in den Bedrängnissen und Engpässen unseres Lebens, wir können ihm begegnen in jedem Dunkel, jeder eigenen oder fremden Tragödie, auch im Leben und Leiden der Menschheit um uns herum. Denn sogar Leid und Tod wandeln sich durch Jesus.
Während ich diese Zeilen schreibe (es ist Mittwochabend), verfolge ich die Pressekonferenz der Bundeskanzlerin, die den mit den Ministerpräsidenten gefundenen Weg erläutert, wie es gelingen kann, dass wir alle wieder ein selbstbestimmtes Leben führen können. Und es wird deutlich: dieser Weg wird kein leichter (und kein schneller) sein…
Bitten wir, gerade in Krisen, oder wenn uns Fragen und Zweifel quälen, um eine bleibende, österliche Kraft in uns, die uns trägt und Gottes Nähe spüren lässt!
Und meine ganz persönliche Bitte: Bleiben Sie besonnen und vor allem gesund!
Hans-Dieter Schwilski