In Stuttgart ist in der letzten Woche der Katholikentag zu Ende gegangen und die Medien haben davon berichtet. Bundespräsident und Bundeskanzler waren da und haben dort ihre Botschaften kundgetan. Teilnehmer berichten von einer guten Stimmung, aber sie berichten auch davon, dass nur wenige Teilnehmende vor Ort waren – nur ein Bruchteil von den sonst gewohnten Zahlen. Das mag immer noch der Pandemie geschuldet sein, aber sicherlich auch dem zunehmenden Vertrauensverlust in der Kirche. Die Beobachtung der schwindenden Zahl von Teilnehmern machen wir ja auch in den Gemeinden. Längst sind die Gottesdienste nicht mehr so gut besucht wie vor 2 oder 3 Jahren. Manche Menschen sind immer noch vorsichtig wegen der Pandemie, aber so mancher hat inzwischen auch gemerkt, dass er oder sie auch ganz gut ohne Kirche und Gemeinde leben kann. Für manchen haben sich neue Freizeitmöglichkeiten erschlossen, andere haben den Reiz von gut gestalteten Fernsehgottesdiensten entdeckt. Und für manchen war die Zeit der Pandemie eine gute Gelegenheit, sich von der konkreten Gemeinde oder einem bestimmten Engagement zu verabschieden.

Das wirft nicht nur ganz konkrete Fragen auf wie: Wer soll diese Leute ersetzen? Es rührt auch ganz massiv an dem Selbstbewusstsein der hauptamtlichen Seelsorger und der verbliebenen ehrenamtlichen Mitarbeiter: Was machen wir falsch? – ist eine immer wieder auftauchende Frage. Dabei ist uns diese Situation schon vor Jahrzehnten angekündigt worden, wenn vom Ende der Volkskirche die Rede war.

Mir ist dann ein Wort Jesu gekommen, das auf diesen Gemütszustand eingeht. Es steht im Lukasevangelium „Fürchte dich nicht, du kleine Herde!“ (Lk 12, 32-34). Den Jüngerinnen und Jüngern Jesu wird keine triumphalistische und glorreiche Zukunft versprochen, aber eine Existenz ohne Furcht, mit großem Vertrauen. Leben mit einem Schatz, der nicht abnimmt und mit Geldbeuteln, die nicht verrotten. Nachhaltig leben – so nennen wir das heute. Ich möchte mich nicht zufriedengeben mit Vergnügungen, die morgen schon vergessen sind oder mit Werten, die heute ‚in‘ sind und morgen schon wieder ‚out‘. Mit einem Blick auf die Anfänge von Kirche werden wir bescheiden und demütig werden, näher an den Menschen und ihren Themen. Wir werden vielleicht mutiger nach draußen gehen und uns weniger hinter Kirchenmauern verschanzen. Das Pfingstfest, das wir gerade gefeiert haben, ist nicht mit dem 50. Tag nach Ostern zu Ende, sondern strahlt aus auf das ganze Kirchenjahr, wenn die liturgische Farbe wieder auf ‚Grün‘ wechselt: Die Ampel steht auf Grün für Mut und neue Wege.

Reinhard Bürger