„Für wen haltet ihr mich?“ (Mt 16,15) Über diese Frage Jesu an seine Jünger bin ich vor einiger Zeit mal wieder gestolpert. In diesem Bibeltext fragt Jesus seine Jünger zunächst, für wen ihn die Menschen halten. Die Jünger geben ihm die unterschiedlichsten Antworten. Das Gespräch zwischen Jesus und den Jüngern mündet in der Frage, für wen sie ihn halten. Es ist Petrus der mit seinem Christusbekenntnis antwortet. In mir ruft die Frage Jesu gleich zwei viel größere Fragen auf.

Da ist die Frage nach dem Glauben. Nach dem Glauben an Jesus Christus, Jesus, den Gesalbten, Jesus, den Sohn Gottes. Ich frage mich, kann ich genau wie Petrus auch dieses Glaubensbekenntnis sprechen? Das ist nicht immer einfach. Ja, ich kann sagen, dass ich an Jesus Christus glaube, aber das Herausfordernde ist eben, dass es mit dem einmaligen Sagen leider nicht getan ist. Es ist kein Zauberwort, durch das einem alles offenbart wird, sondern ich muss mich immer wieder neu dazu bekennen. Nicht damit andere es hören, sondern damit ich mich selbst immer vergewissere und die Verbindung offenhalte.

Der zweite Aspekt ist die Frage nach mir selbst. Wenn Jesus seine Jünger fragt, für wen sie ihn halten, muss ich mich da nicht auch fragen, für wen ich mich halte? Was macht mich aus? Wie sehe ich mich? Was will ich mit meinem Leben anfangen? Fragen über Fragen… Und alle umkreisen die eine Frage nach der eigenen Identität.

Und beides gehört zusammen. Die Frage nach Gott und die Frage nach mir selbst, denn erst mit der Verbindung mit Gott und mit anderen Menschen kann ich mich selbst erkennen und mich komplett entfalten.

Die Frage nach der Identität gilt dabei aber nicht nur für jede/n selbst, sondern auch für uns als Gesellschaft und als Kirche. Für wen halten wir uns? Wozu sind wir als Gemeinschaft da und wofür wollen wir uns einsetzen?

Die Frage nach meiner Beziehung zu Gott, die Frage nach meiner Identität und die Frage nach unserer gemeinsamen Identität. Alle drei stehen in Verbindung und keine kann ohne die Andere beantwortet werden.

Alexander Steinhausen