Falscher Monat? Nein, Muttertag steht vor der Tür. Der Tag, an dem viele Mütter und Kinder an ihr persönliches Weihnachten zurückdenken, den Tag der Geburt. Trotz aller Kommerzialisierung ist der Grundgedanke des Muttertages etwas Wunderbares. Im Vordergrund steht vor allem die Dankbarkeit. Die Mütter leisten Unglaubliches. Sie müssen oft Koch, Arzt, Psychologe, Lehrer, Erzieher, Berater, Manager, Reinigungskraft, Finanzberater und vieles mehr gleichzeitig sein. Dafür geben sie vieles, geben sie sich sogar selbst hin. Wir Priester können da mitreden, sind wir doch auch mit liebevollen Müttern aufgewachsen. „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben hingibt für seine Freunde“ (Joh 15,13). So treten wir mit Blick auf unsere Mütter direkt ein in das tiefe Geheimnis der christlichen Liebe. Jetzt in der Corona-Zeit wird der Muttertag sicherlich anders ausfallen als sonst. Statt des gewohnten Familientags muss mancherorts vielleicht eine Karte, ein Brief oder ein versandter Blumenstrauß herhalten. Aber für eine Dankbarkeit, die länger währt und tiefer greift ist auch dieses Jahr Platz. Vielleicht finden wir dank der Pandemie mehr Zeit fürs Nachfragen und Zuhören. Was sind die Bedürfnisse, Wünsche, Sorgen der Mutter? Nicht zufällig liegt der Muttertag im Mai. Wir schauen im Marienmonat Mai ja ganz besonders auf unsere himmlische Mutter. Auch für sie können wir uns besonders Zeit nehmen. Ihr Bild betrachten, an ihrem Standbild eine Kerze anzünden oder den Rosenkranz zur Hand nehmen, der das Leben Mariens mit Jesus betrachtet. Und so können wir, mitten im Mai, auch wieder an Weihnachten denken.
Wer an Maria denkt, denkt schnell an Betlehem. Aber ihr Mutter sein reichte viel weiter, begleitete Jesus sein Leben lang, bis zum Kreuz.
Die Mutter, sie darf niemals vergessen werden. Und so können wir auch trotz aller widrigen Umstände in diesem Jahr voller Freude den Muttertag und den Marienmonat Mai begehen.
Eine Geburt im Wonnemonat Mai. „Frohe Weihnachten!“ wünschte ich und erntete den erstaunten Blick einer jungen Mutter. Sie musste kurz nachdenken, bis sie verstand, was ich meinte. Und noch Jahre später sprach sie mich auf diesen Wunsch an. Jede Geburt ist ein neues Weihnachten. Neues Leben wird geschenkt und verbindet Mutter und Kind. Die frischgebackene Mama erzählte mir, von welcher Neugier die letzten Wochen der Schwangerschaft geprägt sind: Wie wird das Kind ausschauen? Wird es viel weinen, gut schlafen? Auch die Sorge um die Geburt spielte eine große Rolle. Junge Eltern erzählen von intensiven Tagen, die das Leben der Familie auf ganz wunderschöne Weise auf den Kopf stellen können. Und so ist auch Weihnachten im Mai kein Irrtum, sondern immer wieder neu ein Wunder.
Gregor Orlowski