Als Kind fand ich es immer schön und tröstlich, zu wissen, wenn du nach Hause kommst, dann wartet da jemand auf dich. Eine Wohnung, ein Haus, ein Zuhause zu haben, in dem man aufgehoben und beschützt ist, in dem Menschen leben, die es gut mit einem meinen, die einen lieben, ist ein Grundbedürfnis eines jeden Menschen. Wie wichtig das alles ist, wird dann besonders deutlich, wenn man es
nicht hat, z. B. wenn man auf der Straße lebt oder auf der Flucht ist.
Ein gesichertes Zuhause zu haben ist existentiell wichtig für uns Menschen und es zu haben ist ein gutes Gefühl. Dennoch haben viele Menschen – besonders vermutlich Kinder und Jugendliche – in den letzten Wochen gerade dieses Zuhause vielleicht schon eher als Gefängnis erlebt. Raus gehen nur zu zweit, keine Schule, keine Freunde treffen, kein Sport, kein Shoppen usw. All dies war untersagt
und alle sollten möglichst zu Hause bleiben. Das fiel vielen schwer und das Zuhause sein bekam für sie einen etwas anderen Charakter.
Aber es bleibt: Wir Menschen brauchen ein Zuhause. Wir sehnen uns nach einem Ort, an dem wir sicher und aufgehoben sind. Einen solchen Ort verheißt uns Jesus, wenn er von den vielen Wohnungen im Hause seines Vaters spricht. Das Evangelium, das wir gerade gehört haben, ist ein sehr tröstliches, weshalb ich es auch gerne bei Beerdigungen nutze. Zu wissen, da gibt es einen sicheren Ort, an dem einer auf dich wartet, ist nicht nur angesichts meiner Kindheitserfahrungen so tröstlich. Auch die momentane Krise hat gezeigt, wie gut es ist, einen Ort zu haben, an dem wir uns geborgen und sicher fühlen können (auch vor einem Virus) – auch wenn einem in diesen Wochen dort schon mal die Decke auf den Kopf zu fallen drohte.
Gott hält für uns einen solchen Ort, eine Wohnung – wie Jesus sagt – bereit. Jesus verspricht uns ein Zuhause, in dem es kein Corona, kein Leid, keinen Tod mehr gibt. Diese Vision lässt mich auch im Hier und Jetzt vertrauensvoll leben und das annehmen, was das Leben für mich und für uns alle bereithält. Das Wissen, dass diese irdische Wohnung nicht alles ist, und dass der Auszug aus dieser irdischen Wohnung durch den Tod nicht das Ende ist, dass hilft mir auch durch die Krisen dieser Zeit. Das, was wir hier in unserer irdischen Wohnung erleben – Krise, Krankheit, Leid, Not und Tod – ist nicht alles. Da kommt noch etwas anderes, ganz Neues auf uns zu. Das ist die Botschaft des Evangeliums heute, das ist die Botschaft von Ostern, das wir in diesem Jahr leider unter ganz anderen Um-ständen feiern mussten. Und dennoch war auch in diesem Jahr die Hoffnung zu spüren, die Menschen mit diesem Fest verbinden, und wie sehr sie sich danach sehnen, das Leben zu feiern und zu leben.
Und so sicher ich mir bin, dass wir einst – wie Jesus sagt – bei Gott zuhause sein werden, so gewiss bin ich mir auch, dass diese Krisenzeit vorübergeht und wir wieder Gottesdienste feiern können und in den Gruppen und Gemeinschaften zusammenkommen können, wie wir es uns ersehnen. Und vielleicht hat deshalb die Krise auch etwas Gutes, denn in ihr wird vielleicht noch einmal ganz anders deut-lich, wie wichtig uns das alles ist und wie sehr wir Menschen auf Begegnung untereinander und mit Gott angewiesen sind.