Blog - Das geistliche WortSpirituelle Impulse

Karneval und der christliche Spaß an der Freude? „Irgendwie ist das mit dem Karneval  doch ein komischer Brauch, auf den ich gut verzichten kann“, sagte mir neulich bei einem Krankenbesuch eines unserer Gemeindemitglieder. Ich wollte nicht widersprechen, da Dortmund ja nicht unbedingt als Karnevalshochburg gilt und ich auch privat der närrischen Jahreszeit eher zurückhaltend gegenüberstehe.

Aber: Warum sollten die Menschen nicht einmal im Jahr so richtig ausgelassen und lustig sein können? Sind Freude und Humor nicht eigentlich christliche Tugenden?

In der Bibel, genauer im Buch der Sprichwörter des Alten Testaments, können wir zum Beispiel lesen: „Ein fröhliches Herz tut der Gesundheit gut, ein bedrücktes Gemüt lässt die Glieder verdorren“ (Spr 17,22).

In den kommenden Tagen nähern wir uns dem Höhepunkt der Karnevalszeit. Die Freude wird in dieser Zeit groß geschrieben. Und damit sie nicht zu kurz kommt, nehmen sogar manche Leute zwischen Weiberfastnacht und Fastnachtsdienstag Urlaub.

Ich denke, man muss zwischen „Spaß“ und „Freude“ unterscheiden. Der Spaß geht schnell vorüber, die Freude währt länger und reicht viel tiefer. Freude und Fröhlichkeit sind für das Christentum tatsächlich etwas Zentrales und keine Nebensächlichkeit.

Der berühmte Urwalddoktor, Theologe und Musiker Albert Schweitzer drückte es einmal so aus: „Fröhlichkeit gehört zum Christentum wie der Duft zu einer Blume.“ Auch Franziskus von Assisi legte aus einem ganz bestimmten Grund großen Wert auf die Fröhlichkeit: Das sicherste Mittel gegen die tausend Schliche und Fallen des Bösen, so versicherte der Heilige, sei nämlich die Fröhlichkeit des Geistes.

Mit dem bevorstehenden Aschermittwoch wird also nicht die Freude auf Eis gelegt – sozusagen konserviert bis zum nächsten Mal. Diese Freude soll auch dann noch da sein, wenn Schwierigkeiten und Probleme auftreten, wenn die Tretmühle des Alltags uns scheinbar alle Freude am Dasein nimmt. Wahrscheinlich ist es sogar richtig, den Begriff der Freude allgemeiner zu sehen. Christliche Freude ist mehr als Fröhlichsein, sie umfasst Hoffnung und Gelassenheit in Bezug auf die Dinge dieser Welt.

Christliche Freude ist in Christus begründet und trägt auch in „schlechten“ Zeiten. Eine in den Herausforderungen des Lebens gereifte Freude kann für uns zur bestimmenden Kraft werden, kann auf die anderen Menschen überspringen und ihnen Zuversicht schenken. Und diese im Herzen wachsende Freude wünschen wir uns als Christen durch das ganze Jahr – nicht nur zu Karneval.

Hans-Dieter Schwilski
Bild: Dr. Gerhard Bonse
In: Pfarrbriefservice.de