Vor einigen Tagen begegnete mir in einem Gottesdienst ein Evangelium, welches ich schon oft gehört habe. Es ist das Evangelium der Aussendung der Zweiundsiebzig (Lk 10,1-11). Als ich das Evangelium aber diesmal hörte, drang mir besonders ein Halbsatz ins Ohr, der mir früher noch nicht so stark aufgefallen war. Dort heißt es: „Denn wer arbeitet, ist seines Lohnes wert.“

Der Wert von Arbeit ist mir in den letzten Wochen, angesichts der Arbeitsverhältnisse in einem Schlachthof, nochmals bewusster geworden. Viele der Angestellten werden dort und auch in anderen Branchen mit Werkverträgen und über Subunternehmen zu einem Hungerlohn angestellt und müssen in Baracken unter oftmals schwierigen Hygieneumständen leben. Und das alles nur für den Profit. Es scheint, als ob ihre Arbeit und ihre Arbeitskraft nichts wert sind. Ein Gedanke, den ich sehr fatal finde. Wer arbeitet, sollte auch einen gerechten Lohn dafür erhalten, damit er ein gutes Leben führen kann. Dabei liegt es aber auch an uns. Auch durch unser Verhalten wird eine solche Ausbeutung möglich. Entscheide ich mich im Supermarkt für die „Billigwurst“ oder greife ich doch nach dem Bioprodukt? Das hilft zwar auch nur ein Stück weit, und teilweise hat man auch nicht die Wahl, aber es ist schonmal ein Anfang.

Ein gerechter Lohn geht für mich aber auch über den finanziellen Aspekt hinaus. Für mich hat es auch etwas mit der Wertschätzung und der Anerkennung für das Gegenüber und seine Arbeit zu tun.

Zu Beginn der Corona-Zeit zum Beispiel wurden Kassierer*innen in den Supermärkten auf einmal ganz freundlich behandelt. Man war etwas geduldiger, wenn es an der Kasse etwas länger gedauert hat. Es herrschte eine Dankbarkeit dafür, dass diese Menschen ihre Arbeit machten. Inzwischen hat sich dies oftmals aber wieder in einen ruppigen und herablassenden Ton zurückverwandelt. Eigentlich schade, denn die Kassier*innen machen ihren Job immer noch gut. Ist dies nicht schon Grund genug, ihnen freundlich und höflich zu begegnen?

Wie sieht es aber mit dem gerechten Lohn in der Kirche aus? In vielen Konzepten steht, dass die Kirche das Ehrenamt stärken und fördern will, dass es auch anerkannt und wertgeschätzt werden soll und viele pastorale Mitarbeiter*innen (sowohl haupt- als auch ehrenamtlich) bemühen sich, dass dies gelingt. Ich höre sehr oft, wie sich Menschen bei einer anderen Person für ihren Dienst bedanken. Die Kirche lebt von dem vielseitigen Engagement und dem Miteinander. Und damit dieses Miteinander gelingen kann, bedarf es der Anerkennung, der gegenseitigen Inspiration und manchmal auch der liebevoll-kritischen Rückmeldung, nicht aber der Schuldzuweisung und der destruktiven Kritik.

Was Ehrenamtliche leisten, geht oftmals über ein Hobby hinaus. Es ist ihnen eine wahre Herzensangelegenheit, wofür sie vieles geben. Deshalb auch an dieser Stelle ein großes Dankeschön für Ihr und Euer Engagement und Mittun!