In dem Gleichnis vom heutigen Sonntagsevangelium berichtet Jesus von einem Gutsherrn, der nur guten Samen auf seinen Acker säte. Doch nachts säten Feinde Unkraut unter den Weizen. Als die Saat aufging, kamen sowohl der Weizen als auch das Unkraut zum Vorschein. Die Knechte wollten das Unkraut direkt ausreißen. Doch die Antwortet ihres Herrn lautete „Nein, lasst beides wachsen bis zur Ernte, damit ihr nicht zusammen mit dem Unkraut den Weizen ausreißt“.

Welch ungewöhnliche Antwort. Unkraut stört, es muss weg, es darf nicht sein. Bei dem Unkraut handelt es sich um den „Taumellolch“, eine Pflanze, die nur zur Erntezeit vom Weizen unterschieden werden kann. Würde man jetzt voreilig versuchen das Unkraut zu entfernen, würde auch viel Weizen verloren gehen. Die Vorgehensweise des Gutsherrn ist somit verständlich. Er weiß, alles braucht seine Zeit zum Wachsen. In der Erntezeit können beide Pflanzen dann vernünftig getrennt werden. Das Gute, der Weizen, wird übrigbleiben. Der Gutsherr bleibt ruhig und konsequent. Er behält das gute Ziel im Blick.

Wie bei allen Gleichnissen Jesu geht es auch in diesem um Menschen und ihr Verhalten. Um Gut und Böse, um Aktionismus und geduldiges Abwarten. Schlechtes und Böses können wir nicht ausrotten, aber es strengt an, es nervt, Frustration macht sich breit.

Auch die Knechte wollen sich mit dem Unkraut nicht abfinden. Sie wollen sofort Abhilfe schaffen.

Der Gutsherr dagegen ist vollkommen gelassen. Er lässt sich vom Aktionismus der Knechte nicht zu voreiligen Maßnahmen verleiten. Er lässt das Unkraut wachsen, auch wenn es ihm wehtut, aber er ist sicher, dass sonst der Schaden für den Weizen zu groß sein würde. Der Ernteertrag wäre deutlich geringer.

Es ist eine große Kunst, so ruhig abwarten zu können. Das Böse, das wächst, muss ich aushalten lernen. Geduld führt weiter als hektischer Aktionismus. Und diese Kraft zieht der Gutsherr, und das müssen auch wir uns immer wieder neu vor Augen führen, aus absolutem Gottvertrauen. Der Same, der gesät wurde, ist gut. Er muss nur in Ruhe wachsen dürfen, egal mit welchen Hindernissen.

Unsere Aufgabe ist es, sich um das Gute zu kümmern, es zu säen und wachsen zu lassen. Stecken wir unsere Kraft nicht darin, das Schlechte unbedingt unterbinden zu wollen. Je mehr Gutes letztendlich wächst, desto weniger stört das Unkraut.

Und wir dürfen ganz gewiss auf die Güte Gottes vertrauen. Das Unkraut wird den Weizen nicht ersticken.

Lasst beides wachsen bis zur Ernte.