Auch wenn es das Amt des Ständigen Diakons im Erzbistum Paderborn schon seit 50 Jahren gibt, hat es doch immer noch etwas phantomhaftes an sich. Die einen erkennen ihn zwar in der Liturgie, weil er über der Albe eine Querstola trägt, halten ihn aber deshalb vielleicht auch für einen halbfertigen Priester. Andere erblicken in ihm eher einen erwachsenen Messdiener, der auch das Evangelium vorliest und sogar manchmal predigt. Die einen sind enttäuscht, wenn er, obwohl er Menschen oft in Krankheit und Sterben begleitet, nicht die Krankensalbung spenden darf. Und als meist verheirateter Mann erscheint er manchen als überzeugendes Gegenargument zum priesterlichen Zölibat. Als verheirateter und berufstätiger Kleriker bleibt der Ständige Diakon, der eben nicht Priester werden möchte, sicherlich weiterhin ein Exot in der Kirche.
In der frühen Kirche hatte der Diakon wichtige Aufgaben in der Gemeinde, das, was man bildlich als den „Dienst an den Tischen“ beschreibt. Dennoch war er nicht nur eine Art Sozialarbeiter. Der erste Märtyrer der Christenheit, der hl. Stephanus, war ein Diakon, „erfüllt vom Glauben und vom Heiligen Geist“ (Apg 6,5). In seinem Martyrium zeigt sich eine Aufgabe des Diakons: das Bekenntnis zu Christus in dieser Welt, gelegen oder ungelegen, dort wo er steht, ob als Verkünder des Evangeliums oder als Prediger in der hl. Messe, ob mitten im Leben am Arbeitsplatz oder im Freundeskreis. Ganz einfach gesagt: das Bekenntnis durch sein Leben.
Der Bischof weiht als Nachfolger der Apostel die Diakone durch Gebet und Handauflegung. In der Liturgie bereiten sie die Gaben von Brot und Wein am Altar und repräsentieren so die dienende Kirche, und diese dienende Kirche meint der Bischof ganz ausdrücklich, wenn er die Kandidaten in der Weiheliturgie fragt: „Seid ihr bereit, den Armen und Kranken beizustehen und den Heimatlosen und Notleidenden zu helfen?“ Unser „Ja“ ist sicherlich immer aus aufrichtigem Herzen gesprochen, stößt aber in der Lebenswirklichkeit oft an seine Grenzen. Der liebende Umgang mit Kranken und Sterbenden, mit Drogenabhängigen, Kriminellen, Gestrauchelten, psychisch Kranken oder Flüchtlingen aus anderen Kulturen stellt hohe Anforderungen. Wie in vielen Bereichen bleibt unser Tun da nur Stückwerk. Aber dieser Einsatz ist und bleibt zentral für die Glaubwürdigkeit und das Amt der Diakone.
In den inzwischen 30 Jahren meines Diakonats gab es immer wieder das Gefühl des Versagens und des Scheiterns, des Verbrauchens der Kraft bei Aufgaben, die ich als nicht eigentlich diakonisch empfand. Zudem musste ich versuchen, ohne Vorbild den Dienst hier zunächst in St. Immaculata zu „erfinden“, was einfach und schwierig zugleich war. Auf der anderen Seite gab es große Erfüllung, wenn ich Menschen beistehen, sie begleiten und ihnen in schweren Zeiten ein wenig Licht bringen konnte. Auch über den Tod hinaus fühle ich mich mit vielen verbunden.
Bei allen Bedenken und Zweifeln hoffe und glaube ich, dass meine Annahme des Rufes zum Diakonat keine Fehlentscheidung war. Getröstet und auf meinem Weg geleitet hat mich dabei das Wort von Bruder Jordan Mai, der im Dortmunder Franziskanerkloster seinen Dienst als Pfortenbruder versah, und der von vielen Menschen heute noch verehrt wird: „Anderen einen Dienst zu erweisen, halte für eine große Ehre.“

Diakon Hans-Dieter Schwilski