Während ich hier gerade sitze und diese Zeilen schreibe, ist mein Auto in der Werkstatt zur Inspektion und zum TÜV. Alle Jahre wieder steht dies bei vielen von uns wie selbstverständlich auf der To-Do-Liste. Damit das Auto gut läuft, muss es zur Untersuchung, und der amtliche Stempel sagt mir, dass es sicher ist. Dass mit dem Auto alles in Ordnung ist.
Dabei muss ich an mich selbst denken und frage mich: „Wann hast du dich eigentlich das letzte Mal durchchecken lassen?“
Beim Arzt mit großem Blutbild und Co. war ich vor der Pandemie das letzte Mal, und die Nachsorge in spezifischen Angelegenheiten habe ich auch ziemlich schleifen lassen, obwohl ich merke, dass es mir nicht so gut geht, wie es gehen könnte.
So ein persönliches Checkup umfasst aber nicht nur die ärztliche Untersuchung. Das eigene Innere, seine Stimmungen, Gefühle und auch die eigene Spiritualität spielen dort eine wichtige Rolle.
Es ist schon komisch. Beim Auto werden wir sofort aktiv, wenn die TÜV-Plakette es verlangt oder die Kontrollleuchte im Armaturenbrett uns freundlich blinkend auf einen Missstand hinweist. Bei uns selbst sind wir nicht so gründlich und aufmerksam. Dabei lässt auch unserer Körper und unser Geist die Warnleuchten blinken, es ist nur schwerer sie im ganzen Trubel auch wahrzunehmen. Da wird die Müdigkeit und Überarbeitung noch mit dem zehnten Kaffee betäubt, anstatt sich selbst einmal die Ruhe zu gönnen, wieder Kraft aufzutanken.
Woher kommt das? Warum gehen wir mit uns selbst und unserem Wohlbefinden ungnädiger um als mit einer leblosen Maschine wie dem Auto?
Ich könnte mir vorstellen, dass es daran liegt, dass die eigene Inspektion arbeitsintensiver ist als beim Auto. Man muss sich selbst zu einem Missstand bekennen und diesen zum großen Teil aus eigener Kraft korrigieren.
So manchen Missstand kann man sich auch manchmal nur schwer eingestehen. Ist die Erkenntnis doch ebenfalls so schmerzhaft wie der Missstand selbst. Sich einzugestehen, dass man etwas nicht mehr kann, stellt oftmals die größte Hürde zur Veränderung da. Daher verdrängen wir es, solange es geht, aber irgendwann holt es uns ein und trifft uns mit voller Wucht.
Ich muss sagen, der ehrliche Selbst-Checkup ist etwas, in dem sich jeder und jede von uns besser einüben sollte. Ich für meinen Teil möchte zukünftig besser darauf achten.
Alexander Steinhausen