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Pfarrer Ludger Hojenski als Delegierter des Priesterrates des Erzbistums Paderborn

Liebe Gemeinde, liebe Freunde und Familie, liebe Interessierte!

Mit diesem Schreiben möchte ich wiederum vom synodalen Weg berichten – dieses Mal also von der bereits 5.Vollversammlung, die zugleich den Abschluss des Synodalen Weges bildetet. Sie fand von Donnerstag, dem 09.03. – Samstag, d. 11.09.2022 in Frankfurt statt.

Als Vorbemerkung ist es mir wiederum wichtig zu sagen, dass dieses wieder mein persönlicher Bericht ist – er enthält weder den Anspruch auf Vollständigkeit noch auf absolute Korrektheit. Gleichwohl möchte ich Sie und Euch teilhaben lassen, wie ich diese Tage und das Umfeld dazu erlebt habe.

Es begann mit Protesten und Gegenprotesten lautstark vor dem Kongresscentrum: „Macht uns nicht den Luther!“ schrien u.a. Mitglieder von „Maria 1.0“ – die Katholische Junge Gemeinde (KJG)  sang auf der anderen Seite „Gottes Liebe ist so wunderbar!“ (Da habe ich natürlich mitgesungen 😊). Später berichtet ein Synodaler, wie er aus einer dabeistehenden Schülergruppe folgendes Gespräch anhören musste: „Was machen die den da?“ – „Da protestieren Katholiken gegen Katholiken“….

Dann ging die 5. Vollversammlung pünktlich und arbeitsreich los. Insgesamt wurden 10 Texte verabschiedet – 2 Grundtexte und 8 Handlungstexte:

Für das Grundsatzpapier zur „Priesterlichen Existenz heute“ votierten 88,8 Prozent aller  Delegierten und 76,9  Prozent der Bischöfe.

  • Der Handlungstext zur Prüfung einer Öffnung des Zölibats erzielte eine Mehrheit von 94,7 Prozent aller Delegierten und 89,8 Prozent der Bischöfe.
  • Dem Handlungstext zur Predigterlaubnis für Nicht Geweihte stimmten 90,9 Prozent aller Delegierten zu und 88,7  Prozent der Bischöfe.
  • Für den Handlungstext zu Segensfeiern für homosexuelle Paare votierten 92,6 Prozent der Delegierten und 80,8 Prozent der Bischöfe.
  • Das Handlungspapier zu Missbrauchstätern wurde einstimmig beschlossen.
  • Für das Handlungspapier zu einem respektvollen Umgang mit Inter- und Transsexuellen stimmten 95,51 Prozent aller Synodalen; 84,44 Prozent der Bischöfe stimmten mit Ja.
  • Der Präambeltext mit dem Titel „Hören. Lernen. Neue Wege gehen“ wurde mit 97,25 Prozent angenommen; von den Bischöfen waren 91,3 Prozent dafür.
  • Der Handlungstext „Frauen in sakramentalen Ämtern – Perspektiven für das weltkirchliche Gespräch“ wurde mit 93,65 Prozent von der Vollversammlung angenommen. Von den

Bischöfen stimmten 80,77 Prozent dafür, von den nicht männlichen Synodalen 98,36 Prozent. Für alle Beschlüsse in zweiter Lesung war jeweils eine Zweidrittelmehrheit der anwesenden Delegierten sowie eine Zweidrittelmehrheit der anwesenden Bischöfe erforderlich, Enthaltungen wurden dabei nicht gewertet. Ein Text wurde zur Weiterbearbeitung in den noch zu gründenden Synodalen Ausschuss überwiesen: • Dieser soll den Handlungstext „Gemeinsam beraten und entscheiden“, in dem es um mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten für Laien in sogenannten Synodalen Räten geht, weiterentwickeln, um ihn mehrheitsfähig zu machen. Der Text stand eigentlich in zweiter Lesung zur Abstimmung. Ein Text passierte die erste Lesung und ist deswegen noch nicht final beschlossen:

Dieser Handlungstext zu „Maßnahmen gegen Missbrauch an Frauen in der Kirche“ fand in erster Lesung eine Zustimmung von 100 Prozent.

Am Donnerstagabend fand um 20:00 Uhr für die Synodalversammlung eine künstlerische Performance mit dem Titel „Verantwort:Ich“ im Frankfurter Dom statt. Er war vorbereitet von Mitgliedern der Synodalversammlung, von Missbrauchsopfern und Künstlern. In einem Zusammenspiel von sphärischer Musik, Ausdruckstanz und Laserlichtprojektionen war es das Ziel ein Zeichen der Solidarität mit den Opfern sexualisierter Gewalt in der Kirche zu setzen. Ich empfand es als sehr beeindruckend, nahegehend und emotional berührend. Wer sich selbst einen Eindruck machen möchte, hier der Link zur Video-Aufnahme:

https://www.synodalerweg.de/verantwort-ich/performance-video

Insgesamt bin ich – wie viel andere froh, dass die letzte Vollversammlung nicht mit einem Eklat und im Streit geendet hat. Zugleich sind die meisten Beschlüsse Kompromisse, die immer auch Eingeständnisse der unterschiedlichen Positionen bedeuten.

Ich füge diesem Brief Presseartikel hinzu – dann muss ich das Eine oder Andere hier nicht wiederholen.

Wir haben abschließend die Delegierten für den Synodalen Ausschuss gewählt, der nun im April auf Bundesebene seine Arbeit aufnehmen wird und den dauerhaften Synodalen Rat vorbereiten wird.

Synodalität meint einen gemeinsamen Weg zu suchen und gehen.

Der Anlass und Hintergrund für unseren Synodalen Weg ist uns allen deutlich vor Augen: Die sexualisierte Gewalt in der Kirche als Folge von Machtmissbrauch und auch der geistliche Missbrauch. Es bleibt also – für die allermeisten von uns (nicht nur die Bischöfe) die Frage: Welche Macht ist mir gegeben und wie gehe ich damit um?

Ich bin sehr froh, dass in unseren Erzbistum Paderborn von der Diözesanleitung die Anliegen und Ziele des Synodalen Weges von Anfang an positiv aufgenommen, unterstützt und wo schon möglich umgesetzt werden (So. z.B. bei der Aussetzung der Grundordnung und der Vorbereitung der Bischofswahl unter erstmaliger Einbeziehung von Laien).

Anfang Mai findet eine „Kick-off“-Veranstaltung in unserem Bistum statt. Das Thema: „Leitung wahrnehmen – Verantwortung teilen“. Natürlich werde ich an diesem Prozess teilnehmen – auch unser Verwaltungsleiter und unser PGR-Vorsitzender sind dabei. Auch und gerade in unserer Pfarrei Sankt Ewaldi Dortmund möchte ich mit hoffentlich vielen

anderen Anliegen und Ziele des Synodalen Weges diskutieren, prüfen und situationsgerecht umsetzen.

Ganz konkret ist es für mich eine große Freude, dass die Segnung von Partnerschaften nicht mehr in der „Grauzone“ stattfinden wird, sondern öffentlich gefeiert werden kann.

Dabei müssen wir noch viel Vertrauen (zurück-)gewinnen, damit gleichgeschlechtliche Paare, wiederverheiratet Geschiedene und weitere das auch für sich entdecken und bejahen.

Am Synodalen Weg habe ich als Delegierter des Paderborner Priesterrates teilgenommen, dessen stellvertretender Sprecher ich war. Mit dem Rücktritt unseres Erzbischofs ist die Arbeit des Priesterrates automatisch beendet. Wenn der neue Erzbischof ernannt ist, wird er wahlweise den bisherigen Priesterrat wiedereinsetzen oder zur Neuwahl aufrufen. Ich stehe gerne für beides bereit – wenn der synodale Weg für alle Beteiligten an vielen Stellen herausfordernd war (zeitlich und auch sonst), hat er mich auch bereichert. Er war für mich eine große Lernerfahrung.

Gut 25 Mal habe ich bisher in unterschiedlichen Formaten dazu Rede und Antwort gestanden:

  • Klassisch: Vortrag und anschl. Aussprache in kirchlichen Gruppen und Verbänden
  • Online-Treffen
  • Anfragen von Gruppen aus dem Bistum (Caritas-Mitarbeitende Brilon/ Priesterseminar/ Landvolkshochschule Hardehausen/ Liborianum)
  • Oberstufenkurse Religion
  • Einkehrtag mit einem Familienkreis
  • Presseinterviews
  • Mein Rotary Club und der Lions Club Hagen
  • U.a.m.

Für weitere Anfragen bleibe ich ansprechbar.

Nun gilt Euch und Ihnen der Wunsch: Bleibt/ bleiben Sie gut behütet!

Herzliche Grüße

Ludger Hojenski