Blog - Das geistliche WortSpirituelle Impulse

Mit diesem Sonntag, Palmsonntag, treten wir ein in die Heilige Woche. Wir begleiten Jesus auf seinem Weg nach Ostern. Aber dieses Ostern, das erlangt Jesus nicht ohne Mühe. Wir erleben in dieser Woche mit, wie die jubelnde Menge in Jerusalem zur kreischenden Masse wird, die ihren König ans Messer liefert. Wir „spielen“ den Einzug Jesu in Jerusalem in der Liturgie des Palmsonntags nach und halten, wie die Menschen damals, auch Zweige in den Händen und singen unser „Hosianna“. In den nächsten Tagen begleiten wir Jesus dann weiter, werden hören, wie man ihm den Prozess macht und wie er stirbt.

Was passiert mit unseren grünen Zweigen nach dem Palmsonntag?

Wir stecken sie vielleicht hinter eines unserer Kreuze. Da bleiben sie das Jahr über als Zeichen der Erinnerung und des Protestes. Wir erinnern an und protestieren gegen ein Fehlurteil aus der Welt des Todes gegen die Welt des Lebens. Wir zeugen mit den grünen Zweigen dafür, dass man das Leben zu Unrecht an das Kreuz geschlagen hat, dass es aber stärker sein wird, als der Tod!

Die, die ihre grünen Zweige an ihr Kreuz stecken, die sagen damit, dass sie keine Pilatus-Menschen sein wollen, der im Prozess sagt, das sei alles gar nicht sein Problem. Die grünen Zweige sagen, dass wir auf der Seite des Leidenden stehen. Sie sagen: „Ja, das ist auch mein Problem!“ Sie sind Signale des Lebens gegen Trägheit, Oberflächlichkeit, Ängstlichkeit und Gleichgültigkeit.

Jesus hält beim Prozess keine flammende Verteidigungsrede. Er hat nichts, für das er sich entschuldigen müsste. Er fordert nicht sein Recht. Er klagt nicht. Er schweigt. Dieses Schweigen ist schwer zu ertragen. Es ist ein beunruhigendes Schweigen. Man kann dieses Schweigen förmlich hören. Es ruft: „Tritt an meine Seite. Tritt aus der Masse heraus, die heute jubelt und morgen brüllt.“

Wenn wir unsere Zweige am Palmsonntag zu Hause aufstecken, dann können wir so beten:

„Christus, mache mich zu einem grünen Zweig, zu einer österlichen Hoffnungsträgerin, zu einem Hoffnungsträger der Auferstehung an deiner Seite.“

Stefan Wallek