Mein diesjähriger Sommerurlaub führte mich in diesem Jahr auch für einen Tag nach München und in die dortige Frauenkirche. Im Seitenschiff konnte ich das alte Altarbild des Hochaltars entdecken, welches zwischen 1617 und 1620 von Peter Candid gemalt wurde.
Passend zum Patronat zeigt es die Auffahrt und die Krönung Mariens. Es weckte sofort mein Interesse, nicht nur aufgrund seiner Größe, sondern wegen seiner Darstellung.
In der oberen Hälfte sieht man, wie Christus seine Mutter krönt. Beide sind von einer Engelsschar umgeben.
Mein Blick fiel aber auf die untere Hälfte. Dort sieht man die Apostel, wie sie um das leere Grab Mariens stehen. Meine Aufmerksamkeit erregten sie durch ihre unterschiedliche Darstellung.
Da sind die einen, deren Blick noch ins leere Grab zielt und die anderen, deren Blick bereits gen offenen Himmel hinaufgeht, um Zeugen der Krönung zu werden.
Diese beiden Blickrichtungen gaben mir sofort eine Identifikationsmöglichkeit. Ich habe mich gefragt: Wohin würde mein Blick gerichtet sein? Wäre ich auch noch dabei zu begreifen? Würde ich auch noch nach einer irdischen Erklärung suchen, oder würde mein Blick sich dem göttlichen Schimmer zuwenden?
Ich denke diese Frage stellt auch ein gutes Instrument dar, um über den eigenen Glauben und die eigene Religiosität nachzudenken. Wohin richte ich meinen Blick? Auf Gott? Auf seine Botschaft? Auf seine großen und kleinen Wunder in dieser Welt? Oder bin ich doch zu sehr gefangen von Altem, Bestehendem, Liebgewonnenem, was meinen Blick bindet.
Ich frage mich selbst auch jetzt noch: Wohin ginge mein Blick? Erkenne ich die göttlichen Funken in meinem Leben? Ich denke, mit ein bisschen Hinhören auf die Botschaft Gottes werden wir alle den Blick gen oben richten und den Himmel offen sehen, auch in ganz alltäglichen Situationen.
Alexander Steinhausen
