15. Sonntag im Jahreskreis B, 11. 7. 2021

Wozu bist du da, Kirche? Kirche von Paderborn, Kirche von Dortmund, Kirche im Dortmunder Nordosten? Wozu bist du da? Diese Frage tauchte im Zusammenhang mit den notwendigen Veränderungsprozessen in der Kirche, mit dem Zukunftsbild usw. immer wieder auf.

Schaut man auf das heutige Evangelium, scheint die Antwort recht einfach zu sein: Zu den Menschen gehen, die Botschaft Jesu weitersagen, heilend wirken und Dämonen austreiben. Fertig! Und in der Lesung hieß es: „Dazu hat er uns erwählt, damit wir untadelig und heilig leben zum Lob seiner herrlichen Gnade!“

Wir Christen sind also zuallererst von Gott Erwählte und Gesegnete! Wir sind von Gott gedacht, geplant, geliebt – lange bevor wir selbst denken, planen und lieben konnten! Jede und jeder von uns! Und dann sind wir gesandt, dass wir leben und lieben, eins mit uns selber, lebendig und liebevoll verbunden mit den Mitmenschen und mit ihm, Gott! Als von ihm Geliebte und Gesegnete sollen wir Segen sein für andere, indem wir heilig, d. h heilend leben und wirken. Und dazu ist auch Kirche da, um zu den Menschen zu gehen, heilend zu wirken, Segen zu sein und Dämonen zu vertreiben

Und von denen gibt es viele. Sie verbreiten Vorurteile, säen Misstrauen und spielen mit Hass. Sie verbauen Verständigungen und treiben Menschen in die Angst. Sie teilen die Welt in arm und reich, rechtfertigen Gewalt und kehren Unrecht unter den Teppich. Da werden Menschen be- und verurteilt – auch in der Kirche – ob ihrer Lebensformen und ihrer Art, andere zu lieben. Da werden Menschen – auch in der Kirche – ausgegrenzt oder schlecht behandelt nur wegen ihres Geschlechtes. Und das sind nur ein paar böse Geister. Ihre Zahl ist groß. Und sie scheinen nicht tot zu kriegen zu sein. Und darum braucht es immer wieder Menschen, die die bösen Geister beim Namen nennen und sie vertreiben.

Dazu hat Jesus seine Jünger ausgesandt. Und dabei sollten sie nur einen Wanderstab mitnehmen und Sandalen tragen – sonst nichts. Sie sollten unabhängig sein und einfach losziehen. Und dazu brauchten sie eben nur Sandalen und einen Wanderstab. Alles andere hatten sie für ihren Auftrag schon von Gott bekommen: seinen Geist. Die Jünger sollten einfach so wie sie sind die Botschaft Jesu zu den Menschen tragen. Und damit waren sie offenbar sehr erfolgreich: „Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl    und heilten sie.“

Jesus schickte damals seine Jünger aus. Auch wir sind als Getaufte und Gefirmte ausgesandt in seinem Namen. Die Menschen sollen an uns und durch uns spüren, was das Leben heil macht. Und wie die Jünger damals sollen auch wir helfen, die Dämonen in Welt und Kirche zu vertreiben.

Und so frage ich mich: Woran liegt es aber, dass es heute scheinbar so wenig gelingt, Glauben weiterzugeben, Dämonen zu vertreiben, Segen zu sein? Sind wir vielleicht nur halbherzig überzeugt? Ist unser Engagement für das Evangelium nicht glaubwürdig genug? Die Jünger durften nichts mit sich nehmen außer einem Wanderstab. Worauf stützen wir uns? Auf Strukturen, Hierarchien, Rituale? Die Jünger durften weder Geld mitnehmen noch Geld für ihren Dienst annehmen. Bei uns dreht sich doch irgendwann alles immer wieder um das liebe Geld. Nicht einmal ein zweites Hemd sollten sie mithaben. Kleider machen Leute, auch in der Kirche; nicht nur in der Liturgie… Sind wir also als Jünger und Jüngerinnen Jesu vom Reich Gottes überzeugt und wirken wir überzeugend genug?

Wozu bist du da Kirche von…? Um hinauszugehen zu den Menschen, zu allen, niemanden auszuschließen, zu heilen und die Dämonen der Zeit in Welt und Kirche zu vertreiben. Kirche ist dazu da, auch durch uns alle hier, heilend zu wirken, und das Liebesangebot Gottes, das allen gilt, durch unser Handeln und Reden spürbar zu machen und so Segen zu sein! Denn „dazu hat er uns erwählt, damit wir untadelig und heilig leben zum Lob seiner herrlichen Gnade!“

Amen!

Manfred Morfeld