Vielleicht kennt jemand von Ihnen den Adventskalender „Der Andere Advent“. Dieser hat in diesem Jahr als Motto der Adventssonntage „Wurzeln und Flügel“.

„Wurzeln und Flügel“ – mit so einfachen Worten kann anschaulich beschrieben werden, was wir alle gut gebrauchen können, um tatkräftig und lebensfroh durchs Leben zu gehen.

Wenn ich mir Wurzeln vorstelle, so denke ich an einen Baum, dessen Wurzeln tief und fest in der Erde verankert sind. Sie sind sein Fundament. Wurzeln geben uns Halt und einen festen Stand. Wir benötigen sie, um fest stehen zu können, auch wenn um uns mal alles stürmt und tobt. Diese Erdung stellt sicher, dass wir uns nicht in Luftschlössern verlieren. Wurzeln schenken uns Stärke, geben uns Lebenskraft. Wir bleiben aufrichtig, auch wenn es schwer ist. Mit festen Wurzeln unter unseren Füßen kann uns nur wenig umwerfen.

Hinzu kommt das Bild der Flügel, die unserem Weg Leichtigkeit schenken können. Wurzeln halten uns fest, Flügel machen uns frei. Sie eröffnen uns neue Horizonte, denen wir gelassen entgegengleiten können. Wenn unsere Wurzeln uns mit Liebe erfüllen, verlieren wir den anderen niemals aus dem Blick, selbst wenn wir hoch in den Lüften kreisen.

Betrachten wir diese beiden Bilder aus christlicher Perspektive heraus, so lassen sich die Wurzeln unseres Glaubens auf eine Person zurückführen, Jesus von Nazareth, dessen Geburt wir an Weihnachten feiern. Seine Liebe zu uns ist die Wurzel unseres Seins. Da frage ich mich, was wird geschehen, wenn Generationen heranwachsen, die diesen Jesus, sein Leben und seine Botschaft nicht mehr kennenlernen werden? Dies würde doch eine gottlose Welt, eine Welt ohne Liebe bedeuten. Gerade in der Gegenwart verspüren wir dies leider sehr deutlich: Krieg in der Ukraine, in Israel und im Gazastreifen, Unruhen weltweit. Das alltägliche Miteinander manchmal sehr schwierig, die Stimmung ist rauer geworden. Unsere Wurzeln fordern uns auf zu prüfen, welche Bausteine der Liebe, des Friedens und der Versöhnung wir in die Welt hineinlegen können.

Jesus möchte uns neben diesen Wurzeln aber auch Flügel schenken. Flügel machen uns frei, lassen uns träumen und suchen. Wir können uns ausmalen, was alles möglich wäre. Die Suche macht uns empfänglich für unerwartete Begegnungen, für Augenblicke des Staunens. Wir brauchen die Flügel, um nicht allein aus der Bodenhaftung zu leben.  Mit weitem Herzen weitet sich auch unser Blick von uns selbst weg auf den anderen hin. Der Glaube motiviert uns, selbst den Schritt hinaus ins Weite zu wagen. Gott führt uns dabei.

Mögen Sie in der verbleibenden Adventszeit und an Weihnachten, wenn Sie das Kind in der Krippe mit all seiner Liebe zu uns und unserer Liebe zu ihm betrachten, ihre Wurzeln spüren und dann Ihre Flügel ausbreiten, um unerwarteten Begegnungen entgegenzugleiten. Mögen wir dann anderen Menschen mit unserem Licht der Liebe zum Segen werden.

Martina Rohrbeck