Spirituelle Impulse

Es beginnt am Rande, abseits des Zentrums. Da kauert Bartimäus, blind. Im Trubel lässt er sich nicht zum Schweigen bringen, schreit so laut, bis er endlich erhört wird; schließlich läuft er zu dem, von dem er sich Hilfe erhofft: Jesus. Der fragt ihn nach dem, was er will. Er spricht es aus, und dann wird alles anders.

Wie im Brennglas wird hier gezeigt, worum es geht. Nicht zwangsbeglücken, sondern fragen. Keine einfache Frage für all diejenigen, die am Rande stehen und denen man das Wort oft genug abschneidet oder ihnen in scheinbarer Fürsorge die „richtige“ Antwort schon in den Mund legt. Es ist ein Glück, wenn man an Menschen gerät, die wirklich interessiert sind am Gegenüber, die nicht schon die Antwort haben, bevor sie überhaupt die Frage kennen – Menschen, die die Freiheit haben, zu fragen – so wie Jesus.

Hier weitet sich der Blick auf die soziale Arbeit der Caritas: Genau darum geht es, Menschen, die sich die Freiheit nehmen, laut zu werden, störend zu werden in ihrer Not, anzusehen. Ihnen mit Respekt und Achtung zu begegnen, selbst wenn sie lästig werden. Ihnen die Frage nach ihrem Willen zu stellen. Oft braucht das Jahre, ein Einüben auf beiden Seiten, und ein geduldiges Dranbleiben. Aber dann geschieht immer wieder auch Heilsames, wenn Menschen einander auf Augenhöhe begegnen.

Tagtäglich wiederholen sich diese Geschichten, mal sind wir einander Bartimäus, und dann und wann auch Jesus. Jeder Tag ist eine Gelegenheit für ein Wunder zwischen uns.

Hans-Dieter Schwilski, Diakon