An diesem Wochenende feiern wir Pfingsten. Pfingsten ist eines der Hochfeste der Kirche und doch deutlich abstrakter und schwerer zu fassen. Der Heilige Geist ist nicht nur für viele nicht christlich sozialisierte Menschen sehr abstrakt. Auch viele Christen haben mit dem Heiligen Geist ein eher schwieriges Verhältnis. Nicht nur heute scheint der Heilige Geist schwer zu greifen, selbst die Jünger antworten Paulus auf die Frage, ob sie den Heiligen Geist empfangen haben mit folgenden Worten: „Wir haben noch nicht einmal gehört, dass es den Heiligen Geist gibt.“ (Apg 19, 2). Nichtsdestoweniger beten wir immer wieder im Glaubensbekenntnis: „Ich glaub an den Heiligen Geist“. Obwohl er nicht immer greifbar ist, wissen wir um seine Wichtigkeit und seine Bedeutung. Pfingsten ist sein Fest. Der Heilige Geist kam vom Himmel herab wie Feuerzungen und legte sich auf jeden der Jünger nieder. Diese begannen in allen Sprachen zu sprechen. Die Geburtsstunde der Kirche. Das vom Heiligen Geist erfüllt sein, gab den letzten Anstoß, Jesus und Gott in aller Welt zu verkünden, in Gespräche und in Konfrontationen mit anderen zu gehen, laut zu sein, die Herrlichkeit Gottes weiterzugeben. Es wurde eine lebendige Gottesbeziehung erschaffen, die unausweichlich das Hinausgehen und Verkünden zur Folge hat.
Wir heute können aus dem damaligen Pfingstereignis viel lernen. Wir alle haben bereits das Geschenk des Heiligen Geistes empfangen. Aber nutzen wir dieses Geschenk genug? Ich habe das Gefühl, dass sich die Kirche und die Gläubigen oft um sich selber drehen. Überlegen, wie sie ihre Kirche vor Ort erhalten können und dabei viele Menschen aus dem Blick verlieren. Ich verstehe das erfüllt sein vom Heiligen Geist und das Pfingstereignis anders. Das Hinausgehen zu allen Menschen, vor allem zu denen, die nicht gläubig sind, die Gott noch nicht kennenlernen durften oder auf der Suche nach ihm sind und ihnen von Gott erzählen in ihren „Sprachen“, sie begeistern und anstecken im Glauben. Genauso, wie es die Jünger getan haben. Wären die Jünger sich selbst genug gewesen, gäbe es die Kirche heute nicht mehr oder zu mindestens nicht so, wie wir sie kennen. Vielleicht sollten wir Pfingsten bewusst erleben, den Heiligen Geist in uns begrüßen und etwas mehr sein wie die Jünger.
Julia Kettler, Gemeindeassistentin