Gedanken zum 1. Advent 2021
„Stürmische Zeiten – ABER“
Von bedrohlichen Zeichen ist heute im Evangelium die Rede, Endzeitstimmung sozusagen. Darin spiegelt sich geradezu erschreckend unsere Zeit wider: Corona, Afghanistan, Flutwellen, Vulkanausbrüche etc. sind die bedrohlichen Zeichen unserer Zeit, die vielen von uns Sorge bereiten. Es sind stürmische Zeiten, ABER… In seinem Kommen zeigt Gott, dass neues Leben und schenkt uns Hoffnung auf Heil.
Adventszeit ist Hoffnungszeit. Hoffnung auf einen Gott, der da ist, einen Gott, der diese Welt nicht nur geschaffen, sondern ein bleibendes Interesse an Welt und Menschen hat. Wir glauben an einen Gott, dem das Treiben auf dem Erdball nicht zu bunt wird, der sich nicht abwendet oder aussteigt, sondern sich zuwendet und einsteigt – Mensch wird, ganz klein, damit das Unheile heil wird und wir den Mut nicht verlieren. Wir dürfen darauf bauen, dass Gott auch in stürmischen Zeiten mitten unter uns ist.
Darum ist es gut, gerade in Zeiten wie diesen, den Advent ganz bewusst zu begehen. Denn in der Adventszeit erinnere ich mich nicht nur daran, dass Gott Mensch wurde, sondern ich hoffe auf neues Heil durch ihn. Ich hoffe darauf, dass immer wieder aus seiner Liebe heraus neues Leben möglich wird; dass es wieder heil werden kann unter uns Menschen. Ich erinnere mich an und vertraue auf Gottes ABER – so wie die Frau mit dem Kind auf unserem Altarbild. Sie trotzt den Stürmen, sie hält Stand, denn sie vertraut darauf, dass Gott auch heute noch sein ABER in diese Welt spricht, z. B. durch die vielen Menschen, die sich von den kleinen und großen Katastrophen nicht entmutigen lassen, sondern entschlossen sagen: „ABER es geht doch auch anders“ – und die dann auch danach handeln.
Das alles, die Erinnerung an das, was schon einmal geschehen ist, und das Vertrauen, dass am Ende alles gut wird, weil Gott auch heute immer wieder einen neuen Anfang möglich macht, macht mich stark, den Stürmen des Lebens Stand zu halten. Unsere christliche Hoffnung auf Heil vertröstet nicht, macht nicht passiv, sondern sie ermutigt zum aktiven Einsatz in unserer Welt heute. Was in unserem Leben heute oft so klein und nutzlos wirkt, wie Tropfen auf einem heißen Stein, kann mit Gottes Hilfe und im Vertrauen auf ihn der Anfang eines wundervollen Regens sein wie es in einem Lied im „Auf der Suche“ heißt. Und es „tropft und tropft“ an so vielen Orten, bei uns und weltweit.
Und so ist es in dieser doch sehr stürmischen Zeit beruhigend, die Wohnungen und Kirchen zu schmücken, die vertrauten Lieder zu hören, sie sogar singen zu können. Und im Dunkeln eine Kerze zu entzünden. Kerzen sind ein Zeichen der Hoffnung – auch im 21. Jahrhundert. Sie signalisieren: Die Dunkelheit hat nicht das letzte Wort. Da ist das Flackern einer Kerze, das alles verändern kann.
Doch Lichterketten, Kerzen, der Adventskranz usw. sind nur Zeichen. Sie wirken nicht aus sich heraus, automatisch. Es ist an mir, mich auf sie einzulassen, ihnen zu vertrauen und der Hoffnung in meinem Leben neuen Raum zu geben – auch und gerade jetzt im Advent.
Die Zeichen der Zeit sehen, sich aber auch an das Heilshandeln Gottes erinnern und aufmerksam sein für die vielen kleinen Zeichen der Hoffnung, dazu wollen wir Sie in diesem Advent einladen. Es sind nur vier Kerzen, die bis Weihnachten das Dunkel erhellen. Vier Lichter aber, die mir deutlich machen: Es ist nicht hoffnungslos, die Dunkelheit und das Bedrohliche haben nicht das letzte Wort. Die Kerzen zeigen uns: Ja, es sind stürmische Zeiten, ABER…!
Amen!