Eigentlich sollte jetzt in Frankfurt der große 3. Ökumenische Kirchentag stattfinden. Der größte Teil davon ist Corona zum Opfer gefallen, einige Veranstaltungen werden digital stattfinden. Ich bedauere es ausdrücklich und hätte auch gern teilgenommen, aber die Pandemie zwingt mich vor den Bildschirm oder den Fernseher. Viele haben mit mir auf weitere Annäherung zwischen den Konfessionen gehofft, und es gab im Vorfeld schon hoffnungsvolle Ansätze. Auch die positiven Impulse der beiden ersten Ökumenischen Kirchentage in Berlin und München sind bei mir in guter Erinnerung.
Trotzdem können wir uns das Leitwort des Kirchentages zu Herzen nehmen: „Schaut hin!“ Es ist dem Markusevangelium entnommen und ist eine Aufforderung an die Jünger Jesu, sich ihrer Ressourcen bewusst zu werden: „Wie viele Brote habt ihr? Geht und seht nach.“ So formuliert es die Einheitsübersetzung. Es ist in eine Krisensituation hinein gesprochen: Tausende Menschen sind da, alle haben Hunger; aber es ist nichts zu essen da. Ich werde erinnert an Bilder und Berichte aus Indien in diesen Wochen: Tausende Erkrankte und kein Impfstoff.
„Schaut hin“ – in dieser Situation für uns eine nüchterne Aufforderung, das Jammern zu unterlassen und stattdessen auf das zu schauen, was schon erreicht ist, welche Möglichkeiten schon da sind. Es ist auch ein Hinweis darauf, die Wirklichkeit des Lebens so wahrzunehmen, wie sie ist, nüchtern und realistisch. Und so kann ich vom Motto des Kirchentages doch einiges mitnehmen und es in meiner Umgebung umsetzen:
Þ Schau hin – und schau nicht weg!
Þ Schau hin – und nimm die Welt, wie sie sich heute präsentiert!
Þ Schau hin – und sei dankbar für das, was du schon längst hast!
Þ Schau hin – und arbeite mit den Möglichkeiten, die in dir stecken!
Þ Schau hin – und freu dich auch über fünf Brote und zwei Fische!
Reinhard Bürger