Überwältigend! Ein Feld voller junger Menschen aus allen Teilen der Erde. Vielfältige Sprachen, Gesänge und Stimmungen mischen sich. Auf „Tor Vergata“ kommen alle zum Jubiläum der Jugend im Heiligen Jahr der Hoffnung in Rom zusammen.
Und ich? – Ich darf mittendrin in der Menge von Millionen stehen.
Zuerst kostet es Überwindung, auf so viele unterschiedliche Menschen zuzugehen – oder angesprochen zu werden und kein Wort zu verstehen. Doch mit Händen und Füßen gelingt es, sich auszutauschen: Woher kommst du? Was bedeutet dir dieser Moment? Und wir merken: Wir alle sind dankbar, hier zu sein.
Es herrscht Festivalstimmung, die mitreißt. Doch letztlich warten wir auf den Höhepunkt: die Ankunft des Papstes und die gemeinsame Vigil. Jubel, Begeisterung – und kurz darauf Stille, Anbetung. Dieser Kontrast berührt mich tief. Ich kann nur staunen.
Trotz aller Unterschiedlichkeit verbindet uns etwas Größeres: der Glaube. Kirche wirkt überall auf der Welt vertraut. Musik und Sprache mögen fremd sein, doch wenn wir Gottesdienst feiern, verstehen alle, worum es geht. Nach Jahren des Studiums erkenne ich: Das ist, wovon wir so oft gehört haben – Weltkirche!
Egal, wo ich gerade wäre, ich könnte in einen katholischen Gottesdienst gehen: die Sprache vielleicht nicht verstehen, aber die Liturgie erkennen und mitfeiern. Das stiftet Gemeinschaft.
Eine Gemeinschaft, die sich auch unser Papst wünscht. Nicht umsonst trägt er das Motto: „In illo uno unum“ – „In dem Einen sind wir eins.“ Wenn unser Glaube wirklich das wird, was uns trägt, dann kann unser „Ja!“ zu Christus eine große Gemeinschaft schaffen. Rahmenbedingungen verlieren ihre Macht. Kirche – katholische Kirche – wird dann nicht zur exklusiven Konfession, sondern zur allumfassenden Heimat, offen für viele Orte und Gesichter dieser Welt.
Mit dieser Erfahrung kehre ich begeistert nach Deutschland zurück. Doch sie lässt mich nicht los. Sie prägt und stellt Fragen, die ich mit Ihnen und Euch teilen möchte:
- Wie erlebe ich bei uns eine offene, allumfassende Weltkirche?
- Was vereint uns jenseits aller Strukturen?
- Wo grenze ich vielleicht unbewusst ab?
Glaube geht unter die Haut. Er gibt Halt – auch, wenn wir zweifeln. Aber er muss sich immer wieder hinterfragen lassen. Gerade jetzt, in Zeiten von Umbrüchen und Veränderungen, brauchen wir grundlegende Fragen: Was macht unseren Glauben wirklich aus?
Wenn wir in die Zukunft blicken wollen, reicht kein kleiner Strukturwandel. Es braucht einen echten Aufbruch – eine neue Gemeinschaft im Glauben, auch hier vor Ort.
Thomas Janocha, Gemeindereferent