Lieder, die fehlen…
Manchmal dauert es ein bisschen länger, bis einem auffällt, was man so vermissen kann. Mehrere Wochen ohne Gottesdienste, bereits Monate ohne eigenen Gesang und jetzt auf einmal beschleicht mich die Einsicht, wie sehr mir Segenslieder fehlen.
Das ist auf gleich zwei Arten und Weisen für mich befremdlich. Einerseits gibt es gefühlt nur zwei Segenslieder, die ich zu meinen Favoriten zählen würde. Zweitens sind Segenslieder ziemlich komische Dinge… Wenn man mal ehrlich drüber nachdenkt. Pompös und mit feierlichen Texten markieren wir am Ende eines Gottesdienstes, dass wir auseinandergehen und für eine Zeit – vielleicht sogar für lange Zeit – nicht mehr zusammenkommen werden. Wieso vermisse ich also in Zeiten von Kontaktbeschränkungen etwas, das den Finger genau darauf legt, dass ich viele Menschen schon seit langem nicht mehr gesehen habe?
Weil diese Lieder tatsächlich viel mehr tun, als bloß ein Ende zu markieren. Sie bringen zum Ausdruck, wie sehr es uns stört, getrennte Wege gehen zu müssen. Die mal deutlicheren und mal weniger deutlichen Segenswünschen drücken unsere Hoffnung aus, dass der andere aber auch man selbst bis zum nächsten Wiedersehen zumindest eine gute Zeit haben wird. Und zu guter Letzt singen wir in den Liedern uns selbst die Botschaft zu, dass Gott auch in der Zeit bis zum nächsten Gottesdienst an unserer Seite sein wird. Da zeigt sich dann auch, warum sie mir so fehlen: Segenslieder sind Balsam und Wohltat. Sie sind gute Laune und Hoffnung. Ein richtiger Segen halt!
Johannes Brägelmann, Gemeindeassistent