Jedes Leben zählt

„Black Lives Matter“, „Schwarze Leben zählen“ oder eben: „Jedes Leben zählt“. Dass das im Jahr 2020 so betont werden muss, und dass dafür weltweit Menschen auf die Straße gehen, das bewegt mich im Moment sehr und erinnert mich an den Marsch auf Washington im Jahr 1963. Bei diesem Marsch hielt Martin Luther King, der später vermutlich wegen seines Einsatzes für Rassengleichheit und gegen Diskriminierung ermordet wurde, seine berühmte Rede
I have a dream“ (Ich habe einen Traum). Darin heißt unter anderem es: I have a dreamthat my four little children will one day live in a nation where they will not be judged by the color of their skin but by the content of their character.“ (Übers.: Ich träume davon, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der sie nicht wegen der Farbe ihrer Haut, sondern nach dem Wesen ihres Charakters beurteilt werden.) Und davon scheint es, sind wir heute wieder weit, weit entfernt.

Dabei ist die Gleichheit aller Menschen und deren unantastbare Würde gerade uns Christen, aber nicht nur, ins Stammbuch geschrieben. So heißt es z.B. im ersten Buch Mose, dem Buch Genesis: „Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, nach dem Bilde Gottes schuf er ihn; als Mann und Frau schuf er sie“.

Diese Gottesebenbildlichkeit trifft auf alle Menschen zu, auf Große und Kleine, Dicke und Dünne, Alte und Junge, Schwarze und Weiße, Blonde und Rothaarige, Starke und Schwache… Uns Christen hat Jesus vorgelebt, dass alle Menschen für ihn, für Gott, die gleiche Würde und den gleichen Wert haben. Im Gleichnis vom Barmherzigen Samariter beispielsweise stellt Jesus gar einen Fremden und von den Juden verachteten Menschen als leuchtendes Beispiel vor, was es heißt, seiner Botschaft der Barmherzigkeit mit allen und Liebe zu allen Menschen zu folgen.

Für Gott, für Christus, sind wir also alle gleich. Das betont auch der Apostel Paulus. In seinem Brief an die Galater (3, 28) heißt es: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freie, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.“

Als Christen können wir also eigentlich gar nicht anders, als uns für die Gleichbehandlung aller Menschen, für deren Würde und Achtung und gegen Diskriminierungen aller Art stark zumachen. Denn damit erfüllen wir das Gebot Jesu: „Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid.“ (Joh 13,34f). Und, so möchte man ergänzen, daran werden alle erkennen, wes Geistes Kind wir sind. Es wäre schön, wenn wir uns alle Jesu Gebot verstärkt zu Herzen nähmen und durch unser Tun und Reden zeigen, auf welcher Seite wir stehen.

Manfred Morfeld