Gottes Wege sind unergründlich. Ein Satz, den ich und vielleicht auch viele von Ihnen so oder so ähnlich schon einige Male gehört oder sogar selbst benutzt haben. Oft wird der Satz verwendet in Zeiten von Verwirrung, Angst, Zweifeln und Sorgen. Hinter ihm steckt die Annahme, ja sogar die tiefe Überzeugung, das Gott bei uns ist, einen Plan für uns bereithält. Nichts passiert durch Zufall, alles macht eines Tages Sinn.

Ich persönlich reibe mich immer etwas daran, dass alles was passiert, Gottes Plan, Gottes Wille sein soll. Das macht das Leben zu leicht und vor allem das Handeln zu beliebig. Die Entscheidung für das Gute wird hinfällig, da das Schlechte mit dem Plan Gottes gerechtfertigt werden kann. Irgendwann ergibt das schon Sinn. Ich selbst werde beliebig, ich bin nur die Marionette Gottes, die seinen Plan erfüllt. Das widerspricht meinem Gottesbild. Ich glaube an einen liebenden, verzeihenden und begleitenden Gott. Einen Gott, der mich so erschaffen hat wie ich bin, mich ermutigt das Richtige zu tun und mich dennoch begleitet, wenn ich das Falsche tue. Einen Gott, der seine Kinder unendlich liebt, auch wenn diese Liebe einseitig ist, und einen Gott, der sie dennoch mit offenen Armen empfängt, wenn sie es möchten. Für diesen Gott sind wir keine Marionetten seines Plans, sondern seine geliebten Kinder.

Und dennoch glaube ich daran, dass es Begegnungen gibt, die so perfekt sind, dass Gott seine Hände mit im Spiel haben muss, oder Zufälle, die zu unfassbar sind, um Zufall zu sein.

Gott ist da, gibt uns manchmal Starthilfe, beschützt uns, zeigt uns Perspektiven auf. Aber was daraus wird, liegt in unserer eigenen Hand, in unserem eigenen Handeln.

Natürlich weiß Gott in dem Moment seines Zeichens auch schon den Ausgang, da er über der Zeit steht. Und dennoch gibt er uns diese, um zu lernen, zu wachsen, zu lieben, zu leben.

Das ist ein liebender Gott. Einer, der uns begleitet und unterstützt, egal welchen Weg wir gehen. Einer, der uns sensibilisiert für Kleine oder große Momente, obwohl er weiß, dass der Effekt davon manchmal vielleicht nur von kurzer Dauer ist.

Deswegen ja: Gottes Wege sind unergründlich. Aber nicht, weil der Plan undurchschaubar ist, sondern weil seine Liebe und damit sein Handeln zu uns unseren Horizont übersteigt.