Spirituelle Impulse

Es ist ein sehr zentrales Gebet der Christen, das „Vater unser“. In zig Sprachen übersetzt, gut zu bewundern in der „Paternoster“-Kirche in Jerusalem, von der das Bild stammt.

Selbst der Kirche mittlerweile ferngewordene und ungeübte, teils ehemalige Kirchgänger finden sich sofort hinein in dieses Gebet, das fast jeder, der es einmal gelernt hat meist auswendig (mit-)beten kann.

Und doch tun sich immer wieder Menschen heute schwer mit dem Text. Einzelne Passagen:

„Vater unser“. Ich kenne mittlerweile Viele, die sich weigern, von Gott „nur“ als Vater zu sprechen, kann das Wort Vater doch auch den Sexus fixieren = männlich. Papst Johannes Paul der I. formulierte: „Gott ist Vater und mehr, mehr viel mehr. Er ist uns Mutter, mehr, mehr viel mehr.“ Und das ist Gott für viele Menschen: Nicht nur „wie ein Vater“, nicht nur „wie eine Mutter“ sondern viel, viel mehr: „Du bist, der du bist“.

„Dein Wille geschehe“ … aber bitte nur, wenn er sich so zeigt, dass ich auch damit umgehen kann, könnte manchem in den Sinn kommen.

„Und führe uns nicht in Versuchung“ … Papst Franziskus z.B. war oder ist nicht so richtig zufrieden mit dieser Übersetzung einer Vaterunser-Bitte. Im Dezember 2017 stieß er eine Debatte darüber an, ob man nicht besser beten sollte: „Und lass uns nicht in Versuchung geraten“. Andere schlugen vor: „Und führe uns in der Versuchung“.

Es gibt unzählige Ansätze, sich an Textungen zu wagen, die eher dem Zeitgeist entsprechen. Vor allem in Liedern, gesungenen „Vater unsern“. Erinnert sei auch an den sehr erfrischenden Neuformulierungsversuch des ehem. Bundestagspräsidenten Prof. Dr. Nobert Lammert.

Und doch: Gerade weil dieses Universalgebet die oben erwähnten Spuren im Gedächtnis hinterlässt, es den allermeisten so geläufig ist, sollten wir es für den Regelgebrauch genauso lassen wie es ist. Dann finden sich alle ein und die kritischen dürfen bei „Vater“ auch gerne „Mutter“ oder „Liebe“ oder „du bist, der du bist“ mitdenken.

Georg Heßbrügge