Nach der Veröffentlichung des „Missbrauchsgutachtens“ in der Erzdiözese München und Freising ist die Debatte rund um das Verhalten der Kirche, der Leitungen der Bistümer erneut entbrannt. Wieder wird, wie seinerzeit im Erzbistum Köln, herumtaktiert. Damals wie heute kein klares Wort der Entschuldigung seitens der Täter an die Opfer.
Nun kommt noch ein beispielloses Coming Out von 125 Menschen hinzu, die in der Kirche oder kirchennah beschäftigt sind und von sich preisgeben queer zu sein, also nicht hetero- sondern homo- oder transsexuell. In sehr offenen und ehrlichen Worten beschreiben sie ihre Lebenssituation mit ihrem Arbeitgeber „Kirche“. Teilweise haben sie ihr ganzes Berufsleben geschwiegen, teilweise haben sie sich geoutet und mussten mit Anfeindungen leben. Einigen wurde gekündigt.
Das Coming Out wurde in dem ARD-Beitrag „Wie Gott uns schuf“ eindrucksvoll sichtbar gemacht. Auch auf outinchurch.de kann man nachsehen.
Der Gesamtpfarrgemeinderat hat sich im Jahr 2021 nachdrücklich dazu bekannt, dass es eine christliche Hinwendung zu allen Menschen geben muss und dass sich eine Ausgrenzung von Menschen, die nicht dem traditionellen Kirchenbild entsprechen, mit Blick auf das Evangelium verbietet.
Letztlich ist der Missbrauch von Schutzbefohlenen und die Diskriminierung von Menschen klarer Machtmissbrauch. Und die Vertuschung auf der einen oder menschenfeindliche Vorgehensweise auf der anderen Seite von Bistumsleitungen sind nicht hinnehmbar.
Der Umgang der Kirchen- und Bistumsleitungen mit der Situation macht uns vielmehr fassungslos, darf uns aber nicht sprachlos machen. Wir sollen und müssen für die Betroffenen den Mund aufmachen und uns klar auf die Seite des Evangeliums stellen.
Alle Menschen haben als Geschöpfe Gottes ein Recht darauf, dass ihnen echte Wertschätzung widerfährt, auch im konkreten Tun durch Zuwendung, Hilfe, Segen. Dies gilt erst recht für Menschen, die sich auf Christus berufen, ganz unabhängig davon, ob sie ein Amt innehaben oder nicht.
Der Gesamtpfarrgemeinderat hat sich schon im Jahr 2021 klar zum „Segen für Alle“ bekannt.
In den Pastoralteamsitzungen sind die Themen schon angesprochen worden und ebenso werden sie anlässlich der kommenden Sitzung des Gesamtpfarrgemeinderates angesprochen und diskutiert werden. Ziel ist es, die uns zur Verfügung stehenden Positionierungs- und Handlungsoptionen auszuloten und konkrete Schritte zu vereinbaren.
Der Vorstand des Gesamtpfarrgemeinderates
Martina Rohrbeck, Reinhard Bürger, Georg Heßbrügge
Weitere Stellungnahmen finden sich hier:
https://wir-erzbistum-paderborn.de/news/halt-geben-statt-zu-diskriminieren/